Der Kreisleiter Emil Breitenstein

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Emil Breitenstein bei seiner Selbstdarstellung als Bürgermeister in Erding 1936

Als die NSDAP die Macht in Bayern übernahm, war der Kreisleiter Emil Breitenstein (1899-1973) kein Unbekannter. Seit 1920 arbeitete er als Buchhalter bei einem großen Bauunternehmen in Erding.

Bereits 1923 soll er von seiner Arbeitsstätte in Niederneuching nach München gefahren sein, um am gescheiterten Hitlerputsch teilzunehmen. 

Im Jahr 1928 baute er die NSDAP-Ortsgruppe Erding auf und leitete diese ab 1930. Zwischen 1933 und 1945 bezogen Breitenstein und seine Frau eine Wohnung im Erdinger Rathaus, von wo aus beide die Geschicke der Stadt und der Parteiorganisationen lenkten. 

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Ende August 1944 feierten die verschiedene NSDAP Ortsgruppen des Kreises den Geburtstag ihres Kreisleiters

Ohne Wohlwollen und aktiver Beteiligung der Bevölkerung vor Ort hätte es Breitenstein nie geschafft, seine Stellung als Bürgermeister und NSDAP-Kreisleiter zu festigen.

Dadurch war er mehrmals in der Lage Konfrontationen der Erdinger SA mit der SA Standarte am Gestütering zu seinen Gunsten zu entscheiden.

Ebenso war er im Laufe des Kriegs in der Lage, den hochdekorierten NSDAP-Landrat - und Bekannten Himmlers - Konrad Häfner nach Deggendorf versetzen zu lassen.

Seit Dezember 1942 vertrat er im Reichstag den Wahlkreis Oberbayern-Schwaben und wurde faktisch ein Reichstagsabgeordneter. 

Breitenstein gab wiederholt damit an, dass die Parteiorganisationen im Landkreis Erding zahlenmäßig die größten im Gau seien. Dafür spricht tatsächlich Einiges.

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Aufruf für den Volkssturm in Erding Ende 1944

Ab November 1944 leitete Breitenstein den Volkssturm in Erding und schrieb regelmäßig fanatische Durchhalteparolen auf den Seiten von Aus der Heimat.

Als die US Army Erding befreite, kamen Breitenstein und seine Frau nach Dachau.

Verschiedene Prozesse fanden statt, doch beide weigerten sich, ihre nationalsozialistische Weltanschauung zu verwerfen.

Breitenstein wurde als "Minderbelasteter" eingestuft und zog 1948 wieder nach Erding.

Dort arbeitete er erneut als Steuerberater mit seiner Frau bis zu seinem Tod im Jahr 1973.

Die Historikerin Barbara Feit bezeichnete Breitenstein als einen "obrigkeitsgläubigen Erfüllungsgehilfen", jedoch keinen Fanatiker. Leider hatte sie damals noch nicht die Möglichkeit, seine Texte Aus der Heimat zu lesen. 

Eine zeitgemäße Bewertung der NSDAP in Erding steht somit noch aus.

Der Kreisleiter Emil Breitenstein