Besuch von Stanislaus Mizerski bei der Familie Fertl in Oberdorfen
<p>Auf dem ersten Bild ist Ferdinand Herbert zu sehen, ein französischer Kriegsgefangener aus Paris, der von 1940 bis 1945 auf dem Mühlbauernhof von Großvater Wolfgang Fertl in Oberdorfen bei Dorfen lebte. Ferdinand und die Mutter der Familie Fertl hatten eine enge Beziehung, und er kümmerte sich immer liebevoll um die Kinder des Hofes. Vor seiner Heimreise 1945 ließ er sich vor der Kirche in Oberdorfen fotografieren und hinterließ seine Adresse für einen Gegenbesuch in Paris, der jedoch nie stattfand.</p>
Auf dem zweiten Bild ist Stanislaus Mizerski, ein polnischer Zwangsarbeiter, zu sehen, der ab 1943 ebenfalls auf dem Bauernhof lebte. Das Foto stammt aus der Kriegszeit, ungefähr 1944, und zeigt Stanislaus zusammen mit der Familie Fertl. Stanislaus, auch "Stacho" genannt, besuchte nach der Wende 1990 den Mühlbauernhof in Oberdorfen mit seinen Söhnen und besuchte das Grab der Großeltern Fertl. Es kam auch zu einem Gegenbesuch in Polen in Dobrova Wilka. Die Familie erzählte, dass sich die polnischen Zwangsarbeiter immer sonntags auf dem Bauernhof von Wolfgang Fertl trafen, um den freien Tag gemeinsam zu verbringen. Sie berichtete auch, dass sie dort im Keller Schnaps aus Kartoffeln brannten. Ferdinand, der französische Kriegsgefangene, schenkte den Fertls zum Abschied eine Tafel Schokolade. Das dritte Bild zeigt den Fertl Hof in Oberdorfen mit Wolfgang Fertl auf der linken Seite und der Großmutter Klara Fertl in der Mitte mit ihren Kindern. Die Fotografie des Bauernhofs stammt aus 1937 oder 1938.
<p>Im Mai 1945 kamen die Amerikaner nach Oberdorfen, um den Bürgermeister Fertil zu suchen. Ein großer Trupp bewaffneter Soldaten näherte sich dem Mühlbauernhof, während die Familie Fertl voller Angst auf der Treppe vor der Haustür stand und die Amerikaner beobachtete. Als sie das Haus erreichten, lief ihnen Stanislaus (Stacho) entgegen und sprach mit dem führenden Offizier auf Polnisch. Der Offizier funkte in sein Funkgerät, und auf sein Kommando hin kehrte der Trupp Soldaten um und zog ab. Die Familie durfte weiterhin im Haus bleiben, während andere Dorfbewohner ihre Häuser den Amerikanern überlassen mussten. Wolfgang Fertl wurde nicht belästigt, und das Anwesen wurde nie von den Zwangsarbeitern heimgesucht.</p>
01/1990
Wolfgang Waxenberger
Ereignis
781
Brief aus Wambach nach Otterskirchen
Der Feldpostbrief ging vom „Arb. Kdo. / Wambach / Post Taufkirchen/Vils / Pfarrhaus N° 1.“ zu Resi Brinninger nach Otterskirchen. Der Autor beschreibt eindrücklich, in einem "humoristischen" Tonfall kaschiert, die alltägliche Gewalt gegen Kriegsgefangenen vor Ort.
Laut den Unterlagen aus den Arolsen Archives sollen zwischen August 1940 und Mai 1945 30 französische Kriegsgefangene im Arbeitskommando Nr. 1817 aus dem Stalag Moosburg tätig gewesen sein. Der Text lautet:
Liebe Resi!
Scheinbar bin ich glatt in Vergessenheit geraten, denn ich habe bis jetzt vergeblich auf Antwort gewartet. Hätte mich doch interessiert ob mit Pauli etwas zusammengegangen ist. Wie geht es Euch den überhaupt, mit Urlaub hat sich bis jetzt noch nichts gerührt sonst hätte ich das Nannerl überfallen. Jetzt habe ich ein Gesuch in die Komp[anie] hineinschliddern lassen, das wäre wert gewesen, daß Ihr es hättet lesen können. Schade nur, daß ich nicht Gedanken lesen kann, habe mir damit bei meinem Hauptmann ein Denkmal gesetzt, wird zu dem Ergebnis gekommen sein, daß dieser Zigeuner immer abgebrühter wird u. hätte damit nicht einmal so unrecht. Meine staubigen Brüder [unzuverlässige, nicht vertrauenswürdige Menschen] gehen jetzt wie am Schnürl, konnte erst kurz einen eigenen O.K.W [Oberkommando der Wehrmacht] Bericht herausgeben „Feindlicher Widerstand in 2 Tagen restlos gebrochen“. Zur Erzielung einer frischeren Augenfarbe habe ich sie einige Tage Wasser saufen lassen, bei Schluckbeschwerden habe ich mit dem Gewehrkolben nachgeholfen. Da sieht man es wieder welche Wunder so eine Kneippkur vollbringen kann. Aber eine erstklassige Sensation kann ich Ihnen trotzdem melden, stellen Sie sich vor, mit meinem Pulverbergwerk reiche ich schon bereits seit dem März, habe schon öfter in den Spiegel geschaut, ob ich es noch tatsächlich bin. Sende Ihnen nun den Rest des Guthabens, geht jetzt schmerzlos u. ohne Wimpernzucken. Bedanke mich nochmal extra für Ihr Entgegenkommen. Von dem hiesigen Weltstadtbetrieb kann ich leider nichts berichten, denn dazu fehlen mir die Worte u. die gehen mir im allgemeinen so leicht nicht aus.
Herzliche Grüße sendet Ihnen u. der ganzen Familie Ihr Fuchs Jos.
Dietmar Schmitz
06/1941
Brief
780
Propagandapostkarte aus Erding
Wer seine Post so frankierte, tat dies sehr wahrscheinlich aus Überzeugung und zur Unterstützung des sog. "Kulturfonds des Führers". Die Briefmarke, die an die Übergabe von Helgoland ans Deutsche Reich 1890 erinnerte, war dafür in jeder Hinsicht zu teuer.
Der Text auf der Rückseite der Ortspostkarte vom 6. November 1940 lautet: „Meine Liebe! Ich hoffe, daß du morgen bestimmt kommst, sonst bin ich dir sehr böse. Deine Hedy.“
Eine Ortspostkarte kostete nur 5, nicht 6 Pfennige, und zweitens, etwas verdeckt vom 1938 eingeführten Ortswerbestempel „ERDING / 700 Jahre / Stadt am Moos“, lautete der Zuschlag, der beim Verkauf der Marke erhoben wurde, satte 94 Pfennige! Diese simple Postkarte kostete ihre Absenderin also eine Reichsmark. Zum Vergleich: Ein Facharbeiter verdiente 1939 im Schnitt 79 Pfennige pro Stunde, eine Facharbeiterin 51,5 Pfennige.
Für die 340 Sondermarken, die von 1933 bis 1945 im Dritten Reich erschienen, zahlten die Sammler*innen nicht nur einen reinen Frankaturwert von 53,09 RM, sondern noch einmal 60,48 RM an Zuschlägen. Die letzte Sondermarke ohne jeden Zuschlag erschien 1942. Für die danach noch erscheinenden 89 Briefmarken im Nominalwert von 12,70 RM kassierte die Post exorbitante Zuschläge in Höhe von 22,95 RM. Einzelne Briefmarken kosteten deshalb bis zu 1,50 RM. Für einen gewöhnlichen Fernbrief waren 12 Pfennige fällig.
Wohin floss das Geld? In die Taschen des „Führers“. 1937 wurde eigens für ihn ein „Kulturfonds“ geschaffen, in den ein Großteil der Zuschläge auf Briefmarken floss. Bis zum 31. März 1945 summierten sich die Einnahmen aus Verkaufserlösen von Sonderbriefmarken und Postkarten des Deutschen Reichs und des Protektorats Böhmen und Mähren zugunsten des Kulturfonds auf etwa 52,5 Millionen Reichsmark, nach heutiger Kaufkraft mehr als 200 Millionen Euro. Hitler finanzierte damit tatsächlich Kunstankäufe, aber auch Geschenke an Gefolgsleute.
Wohin das Geld floss, teilte die Reichspost ihrer Kundschaft übrigens auf den Papiertütchen mit, in die sie die Marken beim Schalterverkauf häufig steckte.
Dietmar Schmitz
11/1940
<a href="https://www.bdph.de/fileadmin/Dateien/Digitale_Vortraege/Hitlers_Millionen.pdf" target="_blank" rel="noreferrer noopener">Vortrag beim Consilium Philatelicum zum Kulturfond des Führers</a>
Postkarte
779
Brief aus Dorfen nach Erding
Ein Einschreiben aus Dorfen vom 6. Januar 1938. Interessant sind die kleinen Veränderungen im Stadtbild, die sich in solchen Zeitdokumenten ausdrücken.
Bereits unmittelbar nach der Machtergreifung 1933 wurden vielerorts nicht nur Plätze nach Adolf Hitler benannt, häufig kamen auch regionale Parteigrößen als Paten für Straßennamen zum Zuge.
Der Absender wohnte in Dorfen in der Adolf-Wagner-Straße (benannt nach dem Gauleiter von Oberbayern), vor und nach dem Dritten Reich als Erdinger Straße bekannt. Daneben gab es dort eine Adolf-Hitler-Straße (Haager Straße), eine Ritter-von-Epp-Straße (Jahnstraße) und eine Hindenburgallee (Bahnhofweg).
Der Empfänger, das Bezirkszollkommissariat, residierte in der Gruppenführer-Helfer-Straße in Erding, der heutigen Landgestütstraße. Letztere wurde nach dem oberbayerischen SA-Führer Wilhelm Helfer benannt. Auch in Erding gab es einen Adolf-Hitler-Platz (Kleiner Platz) und eine Adolf-Wagner-Straße (Prielmayerstraße), während die Bräuhausgasse nach dem Reichspräsidenten auf Betreiben der BVP-Stadtratsfraktion in Hindenburg-Straße umgetauft wurde. Alle drei Umbenennungen wurden in der ersten Sitzung des »gleichgeschalteten« Stadtrats am 27. März 1933 beschlossen. Die »Gruppenführer-Helfer-Straße« folgte im April 1933.
Man beachte auch die verklebten Zuschlagsmarken für das Winterhilfswerk – der Brief ist mit 12 Pfennigen für den einfachen Brief und 30 Pfennigen für die Einschreibgebühr korrekt frankiert (die Zuschläge auf den WHW-Marken zählten nicht mit).
Quellen: Auskunft von Wolfang Lanzinger aus Dorfen und Hans Niedermayer: Der Landkreis Erding im Zeichen des Hakenkreuzes.
Dietmar Schmitz
01/1938
Brief
778
Einlieferungsschein für Adolf-Hitler-Spende aus Erding
Eines der zentralen Motive des Dritten Reichs war der Versuch, das gesellschaftliche Leben so zu durchdringen und einen solchen sozialen Druck aufzubauen, dass Individuen nahezu unmöglich abseits stehen konnten.
Dieser Einlieferungsabschnitt zu einer Postanweisung über 30 RM vom 22. Juli 1938 veranschaulicht einen der zahllosen Wege, den Bürgern bare Gaben für alle möglichen Zwecke abzuverlangen. Die „Adolf-Hitler-Spende der deutschen Wirtschaft“ wurde am 1. Juni 1933 vom Reichsstand der Deutschen Industrie (RStDI) eingeführt, um Gelder zugunsten der NSDAP einzusammeln. Das erklärte Ziel, den „nationalen Wiederaufbau“ zu unterstützen, war eher eine Schutzbehauptung. Tatsächlich konnte Adolf Hitler über die Summen nach Gutdünken persönlich verfügen (ähnlich gelagert war der „Kulturfonds des Führers“).
Aus der freiwilligen Gabe entwickelte sich nach und nach eine Art Zwangsabgabe, die über Industrieverbände und berufsständische Organisationen erhoben wurde. Viele Unternehmen waren nicht einmal undankbar dafür, weil ihnen das Erscheinen auf den Spenderlisten die aufdringlichen Spendensammler der Partei weitgehend vom Halse hielt.
Beim gezeigten Beispiel trat die in Berlin ansässige Berufsgenossenschaft Nr. 19 für die Beschäftigten der Gas- und Wasserwerke als Sammelstelle auf.
Dietmar Schmitz
07/1938
Dokument
777
Brief vom Amtsgericht Erding an Michael Siegel
Geschichtliche Zusammenhänge lassen sich manchmal selbst anhand unscheinbarer Briefumschläge erstaunlich gut darstellen: Das Beispiel symbolisiert den Übergang von der Weimarer Republik zur Diktatur und macht auf ein jüdisches Schicksal aufmerksam. <br /><br />Rechtsanwalt Dr. Michael Siegel (1882–1979), der Adressat, erlangte weltweite Bekanntheit durch Fotografien, die zeigen, wie er am 10. März 1933 in München von Angehörigen der SS von der Hauptpolizeiwache in der Ettstraße barfuß, mit zerschnittener Hose und mit einem großen Schild um den Hals („Ich werde mich nie mehr bei der Polizei beschweren“) durch die Innenstadt zum Hauptbahnhof getrieben wurde. Er hatte versucht, namens eines jüdischen Mandanten eine Anzeige zu erstatten, wurde aber verprügelt und dann öffentlich gedemütigt (Bildquelle: Wikimedia/Bundesarchiv).<br /><div><img src="https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/a/a2/Bundesarchiv_Bild_183-R99542%2C_M%C3%BCnchen%2C_Judenverfolgung%2C_Michael_Siegel.jpg" alt="Michael Siegel 1933 in München" style="width:256px;margin-left:auto;margin-right:auto;" /></div>
<br />Ab 18. Januar 1934 wurden im Deutschen Reich neue Behördendienstmarken ausgegeben, die sich an der Gestaltung der aktuellen Freimarken orientierten. Das Profil des greisen Reichspräsidenten Hindenburg wich einem großen Hakenkreuz im Eichenkranz, ergänzt um den Schriftzug „Dienstmarke“. Die „neue Zeit“ hielt sichtbar Einzug (bisher war das Hakenkreuz auf Briefmarken seit November 1933 nur als Wasserzeichen erschienen). Die Dienstmarken wurden einstweilen an den Sammlerschaltern in Berlin und München ausgegeben, die Behörden sollten weiterhin die vorhandenen Restbestände der Weimarer Vorgängerausgabe im Korbdeckelmuster aufbrauchen. Gut ein Jahr später wurde in Erding am 16. März 1935 noch eine Mischfrankatur verklebt, als ein Nachnahmebetrag von einem Rechtsanwalt in München eingehoben werden sollte. Die Frankatur setzt sich aus dem Brieftarif von 12 Pfennigen und der Vorzeigegebühr von 20 Pfennigen zusammen. <br /><br />Man weiß nicht, ob man Michael Siegel für seinen offenbar unerschütterlichen Optimismus und Glauben an das Recht (vor allem angesichts seiner Erfahrungen gleich zu Beginn der NS-Herrschaft) bemitleiden oder für seinen Mut bewundern soll, seine Arbeit zu machen wie bisher. Am 27. September 1938 erging ein generelles Berufsverbot für alle jüdischen Rechtsanwälte. Vermutlich war Siegels Klientenkreis schon vor diesem Einschnitt stark geschrumpft. Dem Rechtsanwalt und seiner Frau gelang 1940 die Ausreise nach Peru, wo er 1979 hochbetagt starb. 1971 wurde er für seine Tätigkeit als Berater der deutschen Botschaft in Lima und als Vermittler zur dortigen deutsch-jüdischen Exilgemeinde mit dem Großen Verdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet.
Dietmar Schmitz
03/1935
<a href="https://de.wikipedia.org/wiki/Michael_Siegel" target="_blank" rel="noreferrer noopener">https://de.wikipedia.org/wiki/Michael_Siegel</a>
Dokument
776
Besuch von Gustav Bouquillon bei Familie Kern in Stammham
In den 80er Jahren tauchte bei der Familie Kern in Mosinning ohne Vorankündigung der ehemalige französische Kriegsgefangene, Gustav Bouquillon auf. Er und seine gesamte Familie besuchten Deutschland und den Hof, wo der Vater von 1943 bis 1945 arbeiten musste. Die vier Jahre in denen dieser in Deutschland lebte, hatten ihn wohl nachhaltig geprägt, sodass er auch nach seiner Pensionierung seiner Familie die Erfahrung vermitteln wollte. Die französischen Gefangenen in dieser Gegend waren zentral unterbracht beim "Zollner" in Kempfing (Familie Adlberger). Das Farbbild zeigt ihn beim Besuch in Stammham bei Moosinning mit einem befreundeten Kriegsgefangenen.
Klaus Kern
01/1982
Ereignis
775
Besuch von Jaques Buffard bei Marlene Schleibinger in Niederding
Jacques Buffard war ein französischer Kriegsgefangener, der in Oberding in einem "Lager" (vermutlich einen abgesperrten Schuppen) untergebracht war. Er arbeitete zwischen 1940 und 1945 am Hof Reindinger in Niederding. Im Jahr 1985 kontaktierte er Marlene Schleibinger und besuchte seine ehemalige Arbeitsstelle sowie München mit einer Bekannten, die als Dolmetscherin fungierte. Ein Jahr später erwiderte Marlene Schleibinger mit ihrem Mann den Besuch und fuhren nach Lubersac nach Frankreich. Noch 1985 sprach er davon, dass er gern geblieben wäre, es aber nicht gestattet war.
Marlene Schleibinger
01/1985
Ereignis
774
Besuch von Amédée Blanchard bei Marianne Rötzer in Siglfing
Amédée Blanchard war 1943 bis 1944 als französischer Kriegsgefangener bei Marianne Rötzers Vater. Im Jahr 1980 und 1993 besuchte er als Urlauber zusammen mit seiner Ehefrau Siglfing und Erding. Blanchard wurde zusammen mit anderen französischen Kriegsgefangenen beim Mayr-Wirt eingesperrt. Zum Besuch habe ich im Sommer 2019 mit Marianne Rötzer ein Interview geführt.
Marianne Rötzer
01/1980
Ereignis
773
Paket von Vaclav Týc aus Eichenkofen
Vaclav Týc musste seit März 1943 beim Luftzeugamt am Fliegerhorst Erding arbeiten. Im Oktober 1944 wurde er zurück nach Prag versetzt.
Hier handelt es sich um einen Einlieferungsschein für ein Paket von 5,2 kg Gewicht, das in Prag (Protektorat Böhmen und Mähren) am 7.6.1943 aufgegeben wurde. Für die Bestätigung der Aufgabe auf dem Schein wurde eine Gebühr von 1 Krone (entspricht
zehn Reichspfennigen) berechnet.
Dietmar Schmitz
06/1943
Dokument
772
Postkarte von Dunja Jarowa aus Lengdorf
Postkarte von Dunja Jarowa an ihre Eltern. Ihre Schwester war ebenfalls gezwungen beim Nachbarbauernhof zu arbeiten. Anfang 2021 kam ein Kontakt mit der Tochter zustande, die in der Ukraine lebt. Beide Zwangsarbeiterinnen sind nach dem Krieg in ihre Heimat zurückgekehrt.
Hinweis: Die Karte durchlief die Auslandszensur in Berlin (Stempel "Ab"), obwohl sie mit 6 Pfennige als Inlandspostkarte galt (besetzte Ostgebiete).
Vorläufige Übersetzung
Einen schönen Tag meine liebe Eltern, meiner Mutter und meiner Schwester Nadja und meinem kleinen Bruder Kolya. Als erstes will ich schreiben zu sagen, dass ich am Leben und gesund bin, und gleich will ich euch ein gutes Leben und die beste Gesundheit für Mutter wünschen. Mutter, ich habe gehört, dass Kulbidka tot ist. Ich habe so viel geweint, als ich hörte Typhus geht um. Und ich habe von dir nichts gehört …. Luba hat einen Brief von Vater bekommen. Bitte gib mir eine Antwort, wieso ich keinen erhalten habe. … schreib mir in einem Tag oder zwei. Hast du ein kleines Paket bekommen, das ich geschickt habe, Mutter? Wie hast du Weihnachten gefeiert? Schreib mir, was zieht Nadia zur Arbeit an? Ich habe euch eine Mundharmonika geschickt und ich weiss nicht, ob ihr sie erhalten habt oder nicht. Bitte antworte mir so schnell wie möglich.
Dietmar Schmitz
11/1943
Postkarte
771
Postkarte von Gabriel Darbois aus Langengeisling
Postkarte von einem französischen Kriegsgefangenen an seine Eltern nach Reims. Im August 1944 flüchtete er mit einer polnischen Zwangsarbeiterin nach Frankreich. Karte vom 27.3.1944. Verwendet wurde eine Feldpost-Formularkarte (»Feldpost« entsprechend gestrichen), als Auslandspostkarte portogerecht mit 15 Pfennigen freigemacht. Sendungen ins Ausland mussten am Postschalter aufgegeben werden, zum Beweis der richtigen Auflieferung wurde der Datumsstempel des Postamts zweimal abgeschlagen. Die Karte durchlief die Zensur bei der Auslandsbriefprüfstelle Frankfurt am Main, die für das besetzte Frankreich zuständig war: Handstempel »Ae« der Durchlaufzensur auf Marke übergehend (Typ Landsmann ED1.4), handschriftliche Bleistiftvermerke der Zensoren auf der Vorderseite unten, chemische Kontrolle auf Geheimtinte (helle Kreuze, die sich auf dem altersbedingt gebräunten Postkartenkarton abzeichnen). <br /><br />Pour ne pas changer les bonnes habitudes je vous écrit en quelques lignes aux environs de 11e. Imaginez-vous que je rentre de Velden. Nous sommes allées deux fois dans les décors – oh! rassurez-vous nous avons glissés dans le fossé. Enfin bref. Je n’ai plus le temps de rien faire. J’ai reçu vendredi mon colis No. 21. Comme les précédents il était intacte. Je vous assure qu’il est bien tombé puisque dimanche j’offrai un petit repas à l’occasion de ma fête. J’ose espérer que Papa aura reçu mes voeux à temps. Vous entendez souvent parler des bombardement[s] de Munich. Rassurez-vous ce n’est pas encore Erding; et puis les bombardements quoique violent ne font pas autant de dégâts que l’on vient bien le raconter. Vous ne m’avez toujours pas dit si André Edot était allé vous voir? J’espère qu’il vous aura fait les quelques commissions dont je l’avais chargé. Et Piotin vous a-t-il transmi la demande de certificat que je lui avait fait demander? (Vous y joindrez mon certificat d’électricien d’Orléans. Il doit se trouver dans le tiroir de droite de mon bureau – dans le paire carte.) En attendant de voir bonnes nouvelles, qui se font attendrent pour l’instant Titi <br /><br />Um bei den guten Gewohnheiten zu bleiben, schreibe ich euch in wenigen Zeilen um den 11. Stellt euch vor, ich komme gerade aus Velden zurück. Wir sind zweimal von der Fahrbahn abgekommen - oh, keine Sorge, wir sind in den Graben gerutscht. Kurz und gut. Ich habe keine Zeit für irgendetwas. Mein Paket Nr. 21 habe ich am Freitag erhalten. Es war wie die vorherigen unversehrt. Ich kann euch versichern, dass es zur rechten Zeit kam, denn am Sonntag habe ich eine kleine Mahlzeit zu meinem Festtag angeboten.* Ich wage zu hoffen, dass Papa meine Wünsche noch rechtzeitig erhalten hat. Man hört oft von der Bombardierung von München. Ihr könnt euch darauf verlassen, dass Erding noch nicht betroffen ist; außerdem richtet das Bombardement, obwohl heftig, nicht so viel Schaden an, wie oft erzählt wird. Ihr habt mir immer noch nicht gesagt, ob André Edot bei euch war. Ich hoffe, dass er euch die verschiedenen Aufträge ausgerichtet hat, um die ich ihn gebeten habe. Und hat Piotin euch die Bitte um das Zertifikat weitergegeben, worum ich ihn gebeten hatte? (Seid so gut, mein Zertifikat als Elektriker aus Orleans beizulegen. Es sollte in der rechten Schublade meines Schreibtischs liegen – im kartonierten Umschlag). In Erwartung der guten Nachrichten, die auf sich warten lassen, für den Augenblick Titi
Dietmar Schmitz
03/1944
Postkarte
770
Postkarte von Unbekannt aus Erding
Tschechische Postkarte aus Erding nach Prag kurz vor Kriegsende.
Unbekannt
03/1945
Postkarte
769
Postkarte an Karl Bohuslav nach Eichenkofen
Postkarte aus dem Protektorat Böhmen an einen Zwangsarbeiter bei der Mooskulturstelle 1944. Der Empfänger wohnte seit März 1943 im Gemeinschaftslager Eichenkofen. Hinweis: Beim Feldpoststempel handelt es sich um eine Fälschung.
Dietmar Schmitz
10/1944
Postkarte
768