Besuch von Amédée Blanchard bei Marianne Rötzer in Siglfing
Amédée Blanchard war 1943 bis 1944 als französischer Kriegsgefangener bei Marianne Rötzers Vater. Im Jahr 1980 und 1993 besuchte er als Urlauber zusammen mit seiner Ehefrau Siglfing und Erding. Blanchard wurde zusammen mit anderen französischen Kriegsgefangenen beim Mayr-Wirt eingesperrt. Zum Besuch habe ich im Sommer 2019 mit Marianne Rötzer ein Interview geführt.
Marianne Rötzer
01/1980
Ereignis
773
Brief aus Dorfen nach Erding
Ein Einschreiben aus Dorfen vom 6. Januar 1938. Interessant sind die kleinen Veränderungen im Stadtbild, die sich in solchen Zeitdokumenten ausdrücken.
Bereits unmittelbar nach der Machtergreifung 1933 wurden vielerorts nicht nur Plätze nach Adolf Hitler benannt, häufig kamen auch regionale Parteigrößen als Paten für Straßennamen zum Zuge.
Der Absender wohnte in Dorfen in der Adolf-Wagner-Straße (benannt nach dem Gauleiter von Oberbayern), vor und nach dem Dritten Reich als Erdinger Straße bekannt. Daneben gab es dort eine Adolf-Hitler-Straße (Haager Straße), eine Ritter-von-Epp-Straße (Jahnstraße) und eine Hindenburgallee (Bahnhofweg).
Der Empfänger, das Bezirkszollkommissariat, residierte in der Gruppenführer-Helfer-Straße in Erding, der heutigen Landgestütstraße. Letztere wurde nach dem oberbayerischen SA-Führer Wilhelm Helfer benannt. Auch in Erding gab es einen Adolf-Hitler-Platz (Kleiner Platz) und eine Adolf-Wagner-Straße (Prielmayerstraße), während die Bräuhausgasse nach dem Reichspräsidenten auf Betreiben der BVP-Stadtratsfraktion in Hindenburg-Straße umgetauft wurde. Alle drei Umbenennungen wurden in der ersten Sitzung des »gleichgeschalteten« Stadtrats am 27. März 1933 beschlossen. Die »Gruppenführer-Helfer-Straße« folgte im April 1933.
Man beachte auch die verklebten Zuschlagsmarken für das Winterhilfswerk – der Brief ist mit 12 Pfennigen für den einfachen Brief und 30 Pfennigen für die Einschreibgebühr korrekt frankiert (die Zuschläge auf den WHW-Marken zählten nicht mit).
Quellen: Auskunft von Wolfang Lanzinger aus Dorfen und Hans Niedermayer: Der Landkreis Erding im Zeichen des Hakenkreuzes.
Dietmar Schmitz
01/1938
Brief
778
Einlieferungsschein für Adolf-Hitler-Spende aus Erding
Eines der zentralen Motive des Dritten Reichs war der Versuch, das gesellschaftliche Leben so zu durchdringen und einen solchen sozialen Druck aufzubauen, dass Individuen nahezu unmöglich abseits stehen konnten.
Dieser Einlieferungsabschnitt zu einer Postanweisung über 30 RM vom 22. Juli 1938 veranschaulicht einen der zahllosen Wege, den Bürgern bare Gaben für alle möglichen Zwecke abzuverlangen. Die „Adolf-Hitler-Spende der deutschen Wirtschaft“ wurde am 1. Juni 1933 vom Reichsstand der Deutschen Industrie (RStDI) eingeführt, um Gelder zugunsten der NSDAP einzusammeln. Das erklärte Ziel, den „nationalen Wiederaufbau“ zu unterstützen, war eher eine Schutzbehauptung. Tatsächlich konnte Adolf Hitler über die Summen nach Gutdünken persönlich verfügen (ähnlich gelagert war der „Kulturfonds des Führers“).
Aus der freiwilligen Gabe entwickelte sich nach und nach eine Art Zwangsabgabe, die über Industrieverbände und berufsständische Organisationen erhoben wurde. Viele Unternehmen waren nicht einmal undankbar dafür, weil ihnen das Erscheinen auf den Spenderlisten die aufdringlichen Spendensammler der Partei weitgehend vom Halse hielt.
Beim gezeigten Beispiel trat die in Berlin ansässige Berufsgenossenschaft Nr. 19 für die Beschäftigten der Gas- und Wasserwerke als Sammelstelle auf.
Dietmar Schmitz
07/1938
Dokument
777
Postkarte von Unbekannt aus Erding
Tschechische Postkarte aus Erding nach Prag kurz vor Kriegsende.
Unbekannt
03/1945
Postkarte
769
Propagandapostkarte aus Erding
Wer seine Post so frankierte, tat dies sehr wahrscheinlich aus Überzeugung und zur Unterstützung des sog. "Kulturfonds des Führers". Die Briefmarke, die an die Übergabe von Helgoland ans Deutsche Reich 1890 erinnerte, war dafür in jeder Hinsicht zu teuer.
Der Text auf der Rückseite der Ortspostkarte vom 6. November 1940 lautet: „Meine Liebe! Ich hoffe, daß du morgen bestimmt kommst, sonst bin ich dir sehr böse. Deine Hedy.“
Eine Ortspostkarte kostete nur 5, nicht 6 Pfennige, und zweitens, etwas verdeckt vom 1938 eingeführten Ortswerbestempel „ERDING / 700 Jahre / Stadt am Moos“, lautete der Zuschlag, der beim Verkauf der Marke erhoben wurde, satte 94 Pfennige! Diese simple Postkarte kostete ihre Absenderin also eine Reichsmark. Zum Vergleich: Ein Facharbeiter verdiente 1939 im Schnitt 79 Pfennige pro Stunde, eine Facharbeiterin 51,5 Pfennige.
Für die 340 Sondermarken, die von 1933 bis 1945 im Dritten Reich erschienen, zahlten die Sammler*innen nicht nur einen reinen Frankaturwert von 53,09 RM, sondern noch einmal 60,48 RM an Zuschlägen. Die letzte Sondermarke ohne jeden Zuschlag erschien 1942. Für die danach noch erscheinenden 89 Briefmarken im Nominalwert von 12,70 RM kassierte die Post exorbitante Zuschläge in Höhe von 22,95 RM. Einzelne Briefmarken kosteten deshalb bis zu 1,50 RM. Für einen gewöhnlichen Fernbrief waren 12 Pfennige fällig.
Wohin floss das Geld? In die Taschen des „Führers“. 1937 wurde eigens für ihn ein „Kulturfonds“ geschaffen, in den ein Großteil der Zuschläge auf Briefmarken floss. Bis zum 31. März 1945 summierten sich die Einnahmen aus Verkaufserlösen von Sonderbriefmarken und Postkarten des Deutschen Reichs und des Protektorats Böhmen und Mähren zugunsten des Kulturfonds auf etwa 52,5 Millionen Reichsmark, nach heutiger Kaufkraft mehr als 200 Millionen Euro. Hitler finanzierte damit tatsächlich Kunstankäufe, aber auch Geschenke an Gefolgsleute.
Wohin das Geld floss, teilte die Reichspost ihrer Kundschaft übrigens auf den Papiertütchen mit, in die sie die Marken beim Schalterverkauf häufig steckte.
Dietmar Schmitz
11/1940
<a href="https://www.bdph.de/fileadmin/Dateien/Digitale_Vortraege/Hitlers_Millionen.pdf" target="_blank" rel="noreferrer noopener">Vortrag beim Consilium Philatelicum zum Kulturfond des Führers</a>
Postkarte
779