Besuch von Amédée Blanchard bei Marianne Rötzer in Siglfing
Amédée Blanchard war 1943 bis 1944 als französischer Kriegsgefangener bei Marianne Rötzers Vater. Im Jahr 1980 und 1993 besuchte er als Urlauber zusammen mit seiner Ehefrau Siglfing und Erding. Blanchard wurde zusammen mit anderen französischen Kriegsgefangenen beim Mayr-Wirt eingesperrt. Zum Besuch habe ich im Sommer 2019 mit Marianne Rötzer ein Interview geführt.
Marianne Rötzer
01/1980
Ereignis
773
Besuch von Jaques Buffard bei Marlene Schleibinger in Niederding
Jacques Buffard war ein französischer Kriegsgefangener, der in Oberding in einem "Lager" (vermutlich einen abgesperrten Schuppen) untergebracht war. Er arbeitete zwischen 1940 und 1945 am Hof Reindinger in Niederding. Im Jahr 1985 kontaktierte er Marlene Schleibinger und besuchte seine ehemalige Arbeitsstelle sowie München mit einer Bekannten, die als Dolmetscherin fungierte. Ein Jahr später erwiderte Marlene Schleibinger mit ihrem Mann den Besuch und fuhren nach Lubersac nach Frankreich. Noch 1985 sprach er davon, dass er gern geblieben wäre, es aber nicht gestattet war.
Marlene Schleibinger
01/1985
Ereignis
774
Besuch von Gustav Bouquillon bei Familie Kern in Stammham
In den 80er Jahren tauchte bei der Familie Kern in Mosinning ohne Vorankündigung der ehemalige französische Kriegsgefangene, Gustav Bouquillon auf. Er und seine gesamte Familie besuchten Deutschland und den Hof, wo der Vater von 1943 bis 1945 arbeiten musste. Die vier Jahre in denen dieser in Deutschland lebte, hatten ihn wohl nachhaltig geprägt, sodass er auch nach seiner Pensionierung seiner Familie die Erfahrung vermitteln wollte. Die französischen Gefangenen in dieser Gegend waren zentral unterbracht beim "Zollner" in Kempfing (Familie Adlberger). Das Farbbild zeigt ihn beim Besuch in Stammham bei Moosinning mit einem befreundeten Kriegsgefangenen.
Klaus Kern
01/1982
Ereignis
775
Brief aus Wambach nach Otterskirchen
Der Feldpostbrief ging vom „Arb. Kdo. / Wambach / Post Taufkirchen/Vils / Pfarrhaus N° 1.“ zu Resi Brinninger nach Otterskirchen. Der Autor beschreibt eindrücklich, in einem "humoristischen" Tonfall kaschiert, die alltägliche Gewalt gegen Kriegsgefangenen vor Ort.
Laut den Unterlagen aus den Arolsen Archives sollen zwischen August 1940 und Mai 1945 30 französische Kriegsgefangene im Arbeitskommando Nr. 1817 aus dem Stalag Moosburg tätig gewesen sein. Der Text lautet:
Liebe Resi!
Scheinbar bin ich glatt in Vergessenheit geraten, denn ich habe bis jetzt vergeblich auf Antwort gewartet. Hätte mich doch interessiert ob mit Pauli etwas zusammengegangen ist. Wie geht es Euch den überhaupt, mit Urlaub hat sich bis jetzt noch nichts gerührt sonst hätte ich das Nannerl überfallen. Jetzt habe ich ein Gesuch in die Komp[anie] hineinschliddern lassen, das wäre wert gewesen, daß Ihr es hättet lesen können. Schade nur, daß ich nicht Gedanken lesen kann, habe mir damit bei meinem Hauptmann ein Denkmal gesetzt, wird zu dem Ergebnis gekommen sein, daß dieser Zigeuner immer abgebrühter wird u. hätte damit nicht einmal so unrecht. Meine staubigen Brüder [unzuverlässige, nicht vertrauenswürdige Menschen] gehen jetzt wie am Schnürl, konnte erst kurz einen eigenen O.K.W [Oberkommando der Wehrmacht] Bericht herausgeben „Feindlicher Widerstand in 2 Tagen restlos gebrochen“. Zur Erzielung einer frischeren Augenfarbe habe ich sie einige Tage Wasser saufen lassen, bei Schluckbeschwerden habe ich mit dem Gewehrkolben nachgeholfen. Da sieht man es wieder welche Wunder so eine Kneippkur vollbringen kann. Aber eine erstklassige Sensation kann ich Ihnen trotzdem melden, stellen Sie sich vor, mit meinem Pulverbergwerk reiche ich schon bereits seit dem März, habe schon öfter in den Spiegel geschaut, ob ich es noch tatsächlich bin. Sende Ihnen nun den Rest des Guthabens, geht jetzt schmerzlos u. ohne Wimpernzucken. Bedanke mich nochmal extra für Ihr Entgegenkommen. Von dem hiesigen Weltstadtbetrieb kann ich leider nichts berichten, denn dazu fehlen mir die Worte u. die gehen mir im allgemeinen so leicht nicht aus.
Herzliche Grüße sendet Ihnen u. der ganzen Familie Ihr Fuchs Jos.
Dietmar Schmitz
06/1941
Brief
780
Besuch von Stanislaus Mizerski bei der Familie Fertl in Oberdorfen
<p>Auf dem ersten Bild ist Ferdinand Herbert zu sehen, ein französischer Kriegsgefangener aus Paris, der von 1940 bis 1945 auf dem Mühlbauernhof von Großvater Wolfgang Fertl in Oberdorfen bei Dorfen lebte. Ferdinand und die Mutter der Familie Fertl hatten eine enge Beziehung, und er kümmerte sich immer liebevoll um die Kinder des Hofes. Vor seiner Heimreise 1945 ließ er sich vor der Kirche in Oberdorfen fotografieren und hinterließ seine Adresse für einen Gegenbesuch in Paris, der jedoch nie stattfand.</p>
Auf dem zweiten Bild ist Stanislaus Mizerski, ein polnischer Zwangsarbeiter, zu sehen, der ab 1943 ebenfalls auf dem Bauernhof lebte. Das Foto stammt aus der Kriegszeit, ungefähr 1944, und zeigt Stanislaus zusammen mit der Familie Fertl. Stanislaus, auch "Stacho" genannt, besuchte nach der Wende 1990 den Mühlbauernhof in Oberdorfen mit seinen Söhnen und besuchte das Grab der Großeltern Fertl. Es kam auch zu einem Gegenbesuch in Polen in Dobrova Wilka. Die Familie erzählte, dass sich die polnischen Zwangsarbeiter immer sonntags auf dem Bauernhof von Wolfgang Fertl trafen, um den freien Tag gemeinsam zu verbringen. Sie berichtete auch, dass sie dort im Keller Schnaps aus Kartoffeln brannten. Ferdinand, der französische Kriegsgefangene, schenkte den Fertls zum Abschied eine Tafel Schokolade. Das dritte Bild zeigt den Fertl Hof in Oberdorfen mit Wolfgang Fertl auf der linken Seite und der Großmutter Klara Fertl in der Mitte mit ihren Kindern. Die Fotografie des Bauernhofs stammt aus 1937 oder 1938.
<p>Im Mai 1945 kamen die Amerikaner nach Oberdorfen, um den Bürgermeister Fertil zu suchen. Ein großer Trupp bewaffneter Soldaten näherte sich dem Mühlbauernhof, während die Familie Fertl voller Angst auf der Treppe vor der Haustür stand und die Amerikaner beobachtete. Als sie das Haus erreichten, lief ihnen Stanislaus (Stacho) entgegen und sprach mit dem führenden Offizier auf Polnisch. Der Offizier funkte in sein Funkgerät, und auf sein Kommando hin kehrte der Trupp Soldaten um und zog ab. Die Familie durfte weiterhin im Haus bleiben, während andere Dorfbewohner ihre Häuser den Amerikanern überlassen mussten. Wolfgang Fertl wurde nicht belästigt, und das Anwesen wurde nie von den Zwangsarbeitern heimgesucht.</p>
01/1990
Wolfgang Waxenberger
Ereignis
781