Aus der Heimat Nummer 4 Seite 10

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Titel

Aus der Heimat Nummer 4 Seite 10

Beschreibung

Ortsgruppe Moosen/Vils Lieber Girglwastlfeppenhans! Indem; daß ich die Feder ergreife und gerade an Dich denke; milk ich Dir heute einen recht langen Brief schrei-ben; damit Du wieder einmal weißt; wie es bei uns daheim zugeht. Daß Du im Norden und im Westen recht zug'haut haft; haben wir erfahren und freut uns das alle närrisch. Du bist und bleibst halt doch ein echter Bilstaler! Nun die Neuigkeiten: Verschiedene haben ein neues Kind gekriegt; nämlich der Treff! er von Schnappberg einen Erich; der Holzner Hans von Hubenstein eine Rita und der Neu Häusler von Hubenstein hat sich gar einen Alisi zugelegt; und zwar ist das alles noch beste Friedensware. Mas nunmehr kommt; ist schon Kriegsware; aber Du brauchst nicht meinen; daß die etwa schlechter ist; nein; im Gegenteil; noch viel besser; gehärtet durch eine schwere aber heroische Feit. Gestorben ist bei uns niemand; weil eben niemand Feit dazu hat. Der Moosmaurer Beni schafft sich wieder eine Fimmerlinde an; welche den schönen botanischen Namen „Anna Hausladen von Karting bei Hohenpolding" hat. Hoffentlich gedeiht sie recht gut; und der gute Beni wird schon aufpassen; daß keine Brennessel oder gar ein Stachelkaktus daraus wird. Der Mistfleck Klasi hat mir aus Lenggries eine recht schöne Karte geschrieben; und ich glaube; daß sein Kompagnieführer ein Schullehrer ist; weil er jetzt auf einmal eine so schöne Schrift hat. Verschiedene waren im Urlaub da; so der Hans Schöfberger; der sich beinahe verlobt hätte. Gottlob hat er sich noch rechtzeitig besonnen; 's Madl war ja scho recht gwesn; aber der Adoptivschwie-gewater; der Thomas Brenninger; ist eine schwere Heirals-dreingabe. Der Girgl genannt Schockst im Fivilberuf Störsattler; bekleidet jetzt die Stelle eines Tankwartes im Westen und er war auch auf Urlaub da. In der Burg wurde er zum Oberschnaps-Trinker befördert; wobei er natürlich einen fürchterlichen Rausch bekam; vom Rad stürzte; von einem weiblichen Bulldogg abgeschleppt und ins elterliche Revier verbracht wurde; wo er vor seinem sanften Hinüberschlummern noch die Worte säuselte: Das kann doch einen alten Seemann nicht erschüttern! Der Fri-seur-Hansi kam an der Westfront in ein Lazarett; weil er es mit einer „Angina" zu tun hatte; aber das ist; wie Du vielleicht meinst; kein Frauenzimmer; sondern ein recht damisches Halsübel. Weil wir gerade bei den Frauenzimmern sind; soll ich Dir von der Marikathlresinann recht viele Grüße ausrichten; und Du sollst den Herrn Hauptmann um „Saät"-Urlaub bitten. Sie läßt das Fenster schon offen; weil ihr immer so hoaß is; und das Kammcr-fenstergitter hat sie bei der Alteisen-Sammelstclle schon lange abgeliesert. Die Metallsammlung ist bei uns sehr gut ausgefallen. Es wurden meistens alte Bicrwechsel abgeliefert; die aber alle ganz ausgeleiert waren von dem vielen Auf- und Fudrehen in alten Feiten. Herrgott; muß da das Bier früher gut und billig gewesen sein! Der Neid könnte einem schier umbringen. Der Osner Pauli hat einen wundervollen Finnkrug abgeliefert; der auf einem Postament! stand und auf dem Krüg! war eingraviert: „Für besondere Verdienste um die Bayerische Brauerei-Industrie". Nun ist aber das Postament! leer; und da hätte der Paul! einen Wunsch: Du sollst ihm nämlich einen ausgeschoppten Engländer schicken; den er auf das Postament! stellen will; dann reibt er seinen Radio auf; und dann will er sehen; wie's dem Kerl bei den Nachrichten das Maul verzieht. — Gegenwärtig findet bei uns eine Liebespackl-Sammlung statt; und da Du ein ganz lieber und netter Kerl bist; darfst Du auch auf ein ganz großes Pack! rech nen. Wenn Du also eine neue Feldpostnummer oder eine andere Adresse bekommen hast; so schreib sie gleich heim; damit nicht ein anderer Dein Packl samt Papier und Spagat frißt. Fu Deinem Trost kann ich Dir sagen; daß gegenwärtig sehr viele Fack! und junge Ganserl gekauft werden und Du kommst schon zu Deinem Such; wenn Du bis zum Kirta als gesunder Sieger heimkehrst. Die Icttenstettener sind nett! Die haben einen großartigen Sch... ießbetrieb eröffnet und treiben Großkaliberschieß-sport. Sie kauften und aßen von einem Bauern von Hacklsberg Kalbfleisch; das nicht mehr ganz koscher war; worauf die allgemeine Schießerei losging. Der alte Kai-sergirgl hat alle Tage 36 Ringe geschossen; weshalb er auch als einziger die Schützenschnur erhielt. Nunmehr hat aber dieser Sport fast ganz aufgehört; weil es eben eine andere Arbeit auch noch gibt. Der Burg-Thomas hat jetzt einen Kindergarten für Säuglinge von 14 bis 16 Jahren eröffnet. Der Fustrom ist sehr groß; weil er Himbeersaft und Pudding verabreicht; und alle Besucher der Burg freuen sich; wenn fein Radio die „Kinderstunde" bringt und singen dann fröhlich mit: „Häuschen klein; ging allein; in die weite Welt hinein". So; nun muß ich aufhören; meine Alte schimpft schon; weil ich so lange nicht ins Bett gehe. Verzeih die schlechte Schrift und fei vielmals gegrüßt; laß Dich nicht hinaufschießen; damit Du recht bald als gesunder Sieger heim-kommst in Dein liebes; dankbares Moosen. * Gemeinde Gebensbach In der letzten Heimatzeitung haben wir von dem Unglück des Martin Müller von Geiering berichtet. Der allseits beliebte Geieringer ist nun leider am 15. April seinen Verletzungen erlegen. Eine schwere Lungenentzündung hatte sich noch hinzugeschlagen; welche den Tod herbeiführte. Aus "Nah und Fern haben sich viele Freunde und Bekannte zum Leichenbegängnis eingefunden und dem geschätzten Verstorbenen die letzte Ehre erwiesen. Der Wastl von unserem Bäcker Hecht mußte sich im Krankenhaus Beiden einer Blinddarmoperation unterziehen. Diese ist gut verlaufen und der Wastl ist wie immer frisch und munter. Glück im Unglück hatte der Bauer Algasinger von Loiperstätt. Als er mit einem Pferdefuhrwerk eine Hilfs-brücke bei Hicnfurth über den Kallinger Bach passieren wollte; brach der Brückenbelag durch. Ein Pferd fiel ins Wasser; das andere blieb mit der Weiche auf einer Eisenschiene hängen. Im ersten Augenblick galten die Pferde für verloren. Durch schnelle und überlegte Hilfe von Männern; welche in der Nähe mit Feldarbeiten beschäftigt waren; konnten die Tiere nach anstrengender Arbeit wieder geborgen werden. Als Verletzungen konnten vorerst nur bedeutende Hautabschürfungen festgestellt werden. Der Wirt Lauerer von Wink! und der Bauer Butz von Liegerstätt; wurden aus der Wehrmacht entlassen. Ebenso der Bauer Mayer Ludwig von Wanding. Die Saaturlauber haben in der Landwirtschaft fest Mitgeholfen bis zum Ablauf ihres Urlaubes und denen es nicht möglich war; bei der Felderbestellung mitzuhelfen; wurden zu anderen Arbeiten herangezogen; wo auch besonders guter Dienst geleistet werden konnte. In unserer Gemeinde sind zurzeit acht polnische Fioil-arbeit« bei einzelnen Dauern beschäftigt. 10

Urheber

NSDAP Kreisleitung Erding

Quelle

Geschichtswerkstatt Dorfen

Verleger

Erding : Lippl

Datum

07/1940

Beziehung

Typ

Zeitschrift

Identifikator

49

Sammlung

Schlagwörter

Zitat

NSDAP Kreisleitung Erding, “Aus der Heimat Nummer 4 Seite 10,” Onlinearchiv zur NS-Geschichte im Landkreis Erding, accessed 23. April 2024, https://erdinggeschichte.omeka.net/items/show/2828.

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