Aus der Heimat Nummer 9 Seite 7

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Titel

Aus der Heimat Nummer 9 Seite 7

Beschreibung

Ortsgruppe Grüntegernbach Soldaten; Kameraden! Wieder sind vier Wochen verstrichen; seit ich Euch den letzten Bericht aus unserer Heimat übermittelt habe. Mitt-lerweile ist der Herbst ins Land gezogen mit seiner vielen Arbeit auf den Feldern. Allenthalben werden die Kar-toffeln geklaubt. Wie es scheint; gibt es solche in rauhen Mengen; ebenso Rüben und Kraut. Ueber folche Berge von Kartoffeln müßte Churchill sich grün und blau ärgern; denn da hilft seine durchlöcherte Blockade schon gar nichts mehr. In der Zeit des WeidetriebeÄ gibt es auch häufig Un-glück im Viehstand. So haben sich Kühe überfressen und mußten notgeschlachtet werden beim Bäckerwirt; beim Huber in Bergham und beim Reischl in Pfaffing. Das Fleisch konnte noch verwertet werden. Noch eine große Neuigkeit muß ich Euch erzählen. Denkt Euch; jetzt ist unsere Friedhofmauer auch fertig geworden. Der Maurer Iohann hat sich einen Gift vorgenommen und das Arbeiten nicht mehr aufgehört; bis die Mauer ihrer Vollendung entgegengeführt wurde. Das hat zwar ziemliche Wochen gedauert; aber dafür ist sie um so schöner geworden. Wenn Ihr einmal auf Urlaub kommt; wer-det Ihr staunen; wie schön jetzt unser Dorf aussieht. Auch das Schieferdach unferes Kirchturmes wurde ausge-bessert durch den Schieferdecker; der einen ganzen Tag lang mit seinem Fahrstuhl in schwindelnder Höhe um die Kirch-turmspitze tanzte. Der Heißn Simerk und der Kern Paule haben der Häuslerin ihr Dach umgedeckt; aber echt. Dabei hat der Simerl dem Hilger Toni eine Dachtasche auf den Kopf geworfen; daß dieser ein paar Tage mit einge-bundenem Kopf durch die Welt lausen mußte. Ia; die Handwerker haben bei uns überhaupt recht viel Arbeit. So hat zum- Beispiel der Schneider Bück eine neue Schupfe bauen lassen und zwar gleich neben seinem Hause am Ufer des Schneiderbächleins. Nun ging zu allem Unglück an diesem Tage der Wind ziemlich heftig; so daß der Neubau ins Wanken kam. Da hat sich der Schnei-dermeister auf der einen Seite und der Fritz auf der anderen Seite fest angespreizt; um den Einsturz zu verhindern. Aber es ist halt nicht geglückt und der ganze Neu-bau stürzte in das Büchlein. Nachdem beide die Balken wieder geborgen hatten; begann die Arbeit von neuem. Während der Nacht mußte dann noch einmal heftig ge-halten werden; bis es endlich gelang; die Schupfe in den Dienst zu stellen. Der Bruckloher Toni hätte die Auszeichnung bei der Feuerwehr für 25jährige Dienstzeit erhalten; welche ihm in Erding persönlich überreicht worden wäre. Aber der Tone hatte Dienst am Hauptbahnhof Wasentegernbach. All-zu gerne hätte er sich eine Ablösung kommen lassen. Aber der Nachbar; der Hans Sepp hat selber nichts gesagt und der Toni hat auch nicht mögen. Selbigsmal war er recht hanti am Schalter; wenn er einen hat fahren lassen; einen Zug meine ich natürlich. Schließlich ist er aber um seine Auszeichnung nicht gekommen und als ihm der meiste Gift über seinen Nachbarn vergangen war; hat er sich doch recht gefreut. Bor wenigen Wochen hat unser Gauleiter seinen 50. Geburtstag gefeiert. Zu dieser Feien waren auch die Bürger-meister geladen. Der Herr Bart tut sich mit dem Gehwerk ein wenig hart; darum hat er als Pertreter den Toni; den Postrat; nach München beordert. Dieser und der Hub-loher; kamen etwas zu spät an den Zirkus Krone und begehrten Einlaß; nachdem sie schon einmal so weit gefahren waren. Und sie schloffen sich einer Truppe Uniformierter an; gelangten so in den Zirkus und befanden sich; ehe sie sich versahen; auf der Ehrentribüne mitten unter hohen Militärs usw. Der Toni hat sich gleich hinter den Fahnen versteckt; weil keine Sessel mehr übrig waren. Schließlich wurden noch fotografische Aufnahmen gemacht. Aber wahr-scheinlich hat es die Platten z'issen; weil man andern Tags kein Bild von der Tribüne sah. Als dann die Kundgebung beendet war; kamen sie schnell aus den Zirkus. Da ertönten begeisterte Heilrufe; welche die Beiden auf sich bezogen. Schließlich wagten sie doch die Augen auf-zumachen; da bemerkten sie hinter sich die italienische Ab-ordnung und merkten endlich; daß sie sich getäuscht hatten. Iedenfalls waren sie recht froh; als sie wieder allein waren nach so aufregenden Stunden. Der Ortsbauernführer bekam einen Mulli und wollte ihn zum Zuge abrichten; zu welchem Zweck er ihn an einen Schlitten spannte. Aber der Mulli merkte den Braten und ergriff die Flucht in Richtung Thal. Der Thaler Lenz wollte den Ausreißer einfangen; wurde aber zur Seite geschlagen und landete unsanft im Straßengraben; worauf er den Mulli mitsamt dem Schlitten wieder laufen ließ. Der Ortsbauernführer ärgerte sich so über seinen Mulli; daß er den Knecht mit einer Schaufel nachschickte; um das Tier gleich zu vergraben; denn er sagte; er wolle es nicht mehr sehen. Als der Knecht von seiner Fernaufklärung von Niederloh zurückkehrte; brachte er nicht nur den Mulli heil nach Hause; sondern auch noch den Schlitten und das ganze Gespann. Und der Mulli hatte bei diesem Ausflug das Ziehen gelemt. Seit dieser Zeit kommen alle in Mulli-Angelegenheiten zum Brandstätter Schorsch. Die Boten-Fanny fuhr per Rad nach Dorfen zu einer Zusammenkunft mit einer Hochzeiterin. Sie ging auch ge-legentlich zum Meindl hinaus; um wegen ihres Heimes etwas zu regeln. Nach Beendigung dieses Geschäftes ver-ließ sie die Ziegelei zu Fuß nach Dorfen hinein. Nach Erledigung verschiedener Einkäufe mit der Hochzeiterin wollte jede ihr Rad nehmen. Da fand die Fanny zu ihrem großen Schrecken ihr Rad nicht vor der Ladentüre. Nun wurde Alarm geschlagen und zur Polizei zur Erstattung einer Anzeige gesaust. Mit hängendem Kopfe trat sie per Bahn die Heimreise an; bisweilen ihr Rad noch friedlich beim Meindl an der Mauer lehnte. Während der Nacht bekam sie einen schrecklichen Traum; wobei sie im Geiste ihr Rad lehnen sah. In aller Herrgottsfrühe sauste fie nach Dorfen und fand ihr Rad an der Stelle; wo sie es am Tage zuvor hinterftellt hatte. Ganz bedepft schlich sie zur Gendarmerie; um die Anzeige zurückzunehmen; weil ihr die Polen das Rad versteckt hätten und fie es wieder gefunden hätte. Der Ponkratz Toni wurde zum Leutnant befördert; der Rauchensteiner Niki zum Unteroffizier. Wir gratulieren! Auf Urlaub sind oder waren zu Hause: der Wolfecker Sepp und der Franz; der Seisenberger Vall und sein Bruder. Einrücken mußten der Glast Peter; der Brastn Toni und der Zeiler Lenz. Am Sonntag; den 13. Oktober verstarb der Wirtsvater im Alter von fast 78 Iahren. Dem Postboten; dem Weichseldorfer Miche; hat der Storch einen kräftigen Stammhalter gebracht. Der Post! selber kommt nach Landshut; sein Nachfolger wird der Hilger Kaspar.

Urheber

NSDAP Kreisleitung Erding

Quelle

Geschichtswerkstatt Dorfen

Verleger

Erding : Lippl

Datum

11/1940

Beziehung

Typ

Zeitschrift

Identifikator

112

Sammlung

Zitat

NSDAP Kreisleitung Erding, “Aus der Heimat Nummer 9 Seite 7,” Onlinearchiv zur NS-Geschichte im Landkreis Erding, accessed 19. April 2024, https://erdinggeschichte.omeka.net/items/show/2893.

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