Aus der Heimat Nummer 49 Seite 6

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Titel

Aus der Heimat Nummer 49 Seite 6

Beschreibung

Heimat Markt Dorfen. Das Dorfener HoamatlBescheiden ist das Dorfener Wappen mit den drei Häuseln im Dreieck übereinander; aber wo ein Häusel; und wäre es noch so bescheiden; ein Daheim bedeuten kann; sind uns diese drei Häuser! ein trautes; liebenswertes Hoamatl; das keiner zu vergessen vermag; der in diesem > Wappenzeichen herangewachsen ist und von diesem schönen Stück Heimat weg in die Welt gestellt wurde. Die kleine Enge der umwallung und des Herzoggrabens hat Dorfen schon vor Jahrhunderten gesprengt und hat sich in stillem Drang auszubreiten gewagt; und wenn wir bloß das zusammendenken; was an Dorfen in dem letzten Dutzend Iahren zugewachsen ist an neuen Bauten; dann wird niemand unserem Dorfen eine selbstgefällige Eng-herzigkeit nachsagen wollen; die sich nicht hinauswagt über die eigene Schwelle.uns liegt nicht der Traum einer Stadt; lind eine große Stadt kann ihren Menschen nie so sehr Heimat sein; wie es dieser bescheidene Markt vermag mit seinen drei-tausend Menschen und mit dem gesunden Bauernland ringsum. Wenn wir Euch draußen schreiben von unserem Hoamatl; wenn wir einen Namen nennen oder eine Fa-milie; dann steht vor Eurer Erinnerung lebendig das Haus; das wir meinen; und Ihr seht mit den Augen der Sehnsucht den großen überkreuz angelegten Marktplatz; auf dem Jhr oft gegangen und gestanden seid; dann seht Ihr vor Euch das Gesicht dessen; den wir Euch nennen. So nahe und so eng beisammen leben wir in einem kleinen; vielleicht anspruchslosen Stück Heimat; daß jeder auf wun-derbare Weise den anderen kennt mit seinen schönen Seiten und mit seinen Schwächen.Es ist schön daheim; so schön; wie es immer war Freilich ist es jetzt nicht mehr so; wie Jhr es noch in Erinnerung habt; daß an den Markttagen die Leute sich in Massen drängen auf den Straßen; weil sich in diesen Mauern auch alles Leben der umgebung zusammenfand. Freilich schläft der schalkhafte uebermut; der sonst im aus-gehenden Winter sich in wilden Festen ausgetobt hat; um dann erst recht wieder einer zähen Arbeit Platz zu machen. Aber auch in dieser vom Krieg auserlegten Stille ist Dorfen noch; was es immer war; und zuweilen mögt Ihr an einem stillen Gruß erkennen; daß wir alle noch in der gleichen großen Liebe miteinander verbunden sind. Die Liebe wird über alle Räume hinweg geknüpft von der Zugehörigkeit" zur gleichen liebenswerten Heimat.Was wir Euch; die Ihr weit weg seid; nicht an Liebe tun können; das tun wir an den Verwundeten; die uns zur Betreuung in die Hände gegeben sind. Der und jener von uns nimmt teil an den Nachmittagen sonnigen Hu-mors; die den Verwundeten bereitet werden. Es sind Männer aus allen Räumen des Reiches; die da als Verwundete zu uns kommen. Alle aber; woher sie auch kommen mö-gen; finden sich ganz von selbst ein in unser Hoamatl; das jedem auch nach langer Zeit noch eine Erinnerung bleibt; wie wenn er hier eine Heimat gefunden hätte für immer. Sie denken später auch noch heim zu uns; genau so wie die Soldaten; die wir im Winter 40/41 damals zu Gast gehabt haben; die heute noch ihre urlaubszeiten hier verbringen; weil sie damals den Atem einer wirklichenberichtet ihren Soldaten:Heimat verspürt haben und darin glücklich geworden sind.Nicht bloß ein stiller Zauber hält uns verbunden; die wir der gleichen Heimat angehören; denn ein schwaches Band des Vereinigtseins wäre; in der langen Trennung längst zerfallen. Wir haben; nahe nebeneinandergerückt wie eine Familie; in sorglosen Zeiten alle Freuden schön miteinander geteilt und stehen gleich eng jetzt nebeneinan-der; wo für Euch die breiten Häusergiebel des alten Markt-platzes ein ferner Traum sind; der Euch zuwinkt. Die Zeiten sind um vieles härter geworden; vielleicht aber ist an dieser Härte die Liebe zur Heimat und die Liebe der Heimat zu Euch erst recht noch gewachsen; damit das Seh-nen aus der Ferne des Krieges nicht Traum sein muß; sondem überall in die Wirklichkeit einer uns allen gemeinsamen Heimat findet; wo immer einer heimdenkt und wann immer einer heimkehrt für die paar Wochen des urlaubs. Jeden grüßen die drei Häusel; in deren beschei-. dener Kleinheit kein großer Stolz Platz findet; dafür aber eine Liebe; die um jedes Schicksal des anderen weiß und darum so innig zu Euch findet; wie es hei der Liebe eben ist; die jeden als Sohn und Bruder kennt.In der Heimat sind gestorben: Frau Maria Sicher von Schrallham; 82 Iahre alt; Frau Katharina Sicher von Krottenthal; 77 Jahre alt; der Maurer Franz Obermaier; genannt „Niedermeier Franz"; 73 Jahre alt und der Rentner im Bürgerheim Bartl Weber; im Alter von 80 Jahren. Wenn man vom Weber Bartl spricht; kommt immer wieder jene Geschichte ins Gedächtnis; wie damals ein Kamin im Bürgerheim elendig geraucht hat wegen ueberlastung; und wie in dem vielen Ratschlagen der Bartl mit seinem Bor-schlag kam: Haus und Kamin abzubrechen bis herunter; um so dem uebel an die Wurzel zu kommen. Recht hat er; der Bartl. Aber ein bißl teuer kommt die Sache.Auf der Straße Haag—Dorfen ist der Bauer Mathias Hermann von Hodersberg verunglückt. Er wurde von einem entgegenkommenden Lastwagen gestreift; erlitt einen Schädelbruch und starb am nächsten Tag im Krankenhaus Dorfen.Der Wachtmeister Max Birner wurde vor dem Standesamt Dorfen kriegsgetraut mit Marianne Pfasch. Es war eine festliche Soldatenhochzeit mit viel Blumen. Der Bäcker Georg Bacher! wurde kriegsgetraut mit der Bäckermei-sterstochter Rosi Nunberger; die selbst geprüfter Bäcker-gehilfe ist. Als Führerin unseres Dorfener BDM. stand die Braut im Mittelpunkt schöner Ehrungen. Es wurden ihr von den Mädels in herzlichster Form die Glückwünsche ausgebracht; die uIngmädels bildeten Spalier auf dem Weg zum Rathaussaal; und als Gruß an die Braut wurde ein schönes Geschenk überreicht. Wir gratulieren herzlich!Zum ersten Mal fand im Bereich unserer Bekannten eine Kriegstrauung nach dem Heldentod statt: vor dem Standesamt Hannover wurde die Ehe geschlossen zwischen dem gefallenen Feldwebel Karl Reiser aus Dorfen und der Kontoristin Frieda Ball aus 'Hannover.Der Kaufmann Michael umkehrer konnte die Silberhochzeit feiern mit seiner Gattin Elise; geb. Fellner.Der Schneidermeister Josef Attenberger wurde getraut mit der Köchin Anna Anderl. Wir gratulieren!6

Urheber

NSDAP Kreisleitung Erding

Quelle

Geschichtswerkstatt Dorfen

Verleger

Erding : Lippl

Datum

03/1944

Beziehung

Typ

Zeitschrift

Identifikator

666

Sammlung

Schlagwörter

Zitat

NSDAP Kreisleitung Erding, “Aus der Heimat Nummer 49 Seite 6,” Onlinearchiv zur NS-Geschichte im Landkreis Erding, accessed 25. April 2024, https://erdinggeschichte.omeka.net/items/show/3448.

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