Aus der Heimat Nummer 49 Seite 15

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Titel

Aus der Heimat Nummer 49 Seite 15

Beschreibung

Rudi s lustiger Feldpostbrief aus der HeimatLiebe Kameraden!Sagt da neulich der Schosser — der Nachfolger von unserm gut'n Papa Seitz; zu mir: „Rudi; der Kreisleiter will diesmal unseren Soldaten draußen eine besondere Freude mach'n. Der Schwarz; unser Kreispresseamts- und Schriftleiter; macht eine ganz pfundige; neue Fassung der Heimatzeitung und da müss'n ar a paar zünftige Sachen her. Vier Tage hast Zeit"; sagt er.Vier Tag tät ich eigentlich net brauch'n; hab i mir insgeheim gleich recht boshaft denkt; wenn i Di so nauf-schiaßn derfat; wia i möcht. Es gäb da no mehrere; die einmal drankommen müßten. Die Zeit wär auch grad; wo wir in Friedensjahren aus'm Damischsein nimma naus-komma san; vor lauter Maschkera — aber naa — ich heb' mir die Sachn doch auf; bis Ihr wieder bei und unter uns seid. Ietzt geht dös net; wo an jedem Fenster und Mauereck ein schwarzes Mandl aufgemalen ist: Feind hört mit! und außerdem hat jeder einmal einen kleinen Dachschaden; dös heilt schon wieder. So bring' ich heut ein paar G'schich-teln; — echt wahr. Hoffentlich ziagt der Kreisleiter net gleich wieder sein' Kamm aus'n Taschl und fahrt dort auf und ab; wo soo an Vollbart wachsen tuet.Wia i no bei der Zahlmeisterei war; ist einmal folgendes passiert: Der Spieß muß unterm Löhnungsappell plötz-lich weg und befiehlt dem unteroffizier Huber: „Machen Sie da fertig! Hier vorne auf der Liste steht der Name und hinten der Betrag; der ausbezahlt wird!" — „Jawohl; Herr Feldwebel"; sagte der Huber; ist aber gar net recht begeistert über den Auftrag. Als Maurer im Zivilberuf; hat er so was noch nie gemacht. Aber beim Barras geht alles. Er nimmt die Liste und ruft: „Mahler Anton"; schreit einer „hier" und saust heraus. Er zahlt ihm die Summe aus; die dort steht. „Nadler Iosef; Obermaier Bi-tus; Pointner Anton; Renner Vinzenz". Es klappt ganz vorzüglich. Jetzt mußer er umblättern. Da steht: „ueber-trag". Ganz laut ruft er: „uebertrag". Niemand rührt sich. Noch lauter: „uebertrag". Aber es meldet sich keiner. Da murmelt Huber; fast enttäuscht; vor sich hin: „Grad der hatt am meisten kriegt".Daheim gibt's Frauen; die den ganzen Tag mit der Markttasche rumrennen. Wo sie ein paar Leut steh'n seh'n; gleich stell'n sie sich auch an; wenn sie auch manch-; mal garnicht wissen; was da verkauft wird. Begegnet mir da neulich die Frau Wuisler. „Mein Gott"; sagt sie; „gell'n 'S; das is was mit dem Krieg?? Soo schlecht wia jetzt; wars no gar nia! I woaß net; was i heut mittags kochen soll?"„So g'fährlich is ja dann doch net"; sag ich; „i hab schon was kriagt". Dabei hab ich recht genießerisch mit den Augen geblinselt.Die Frau Wiusler hat einen ganz langen Kragen kriegt und vertraulich und lauernd gefragt: „Auf Marken?"„Na"; sag ich; ebenso vertraulich; „hintrum!" Jetzt trieb's der Wuislerin voll Habgier die Augen raus und mit der berückendsten; süßesten Stimme frug sie mich: „Was denn; Herr Streibl?"Jch ließ sie noch ein bißerl zappeln; dann flüsterte ich ihr ins Ohr: „Hämorrhoiden".Beim Lex sitzt „Oaner" und jammert fürchterlich; was er alles „arbeiten" muß. Keinen einzigen Tag im ganzen Jahr auch nur eine einzige freie Stunde. Ein Landser sitzt daneben und hört sich das Gejammer eine Zeitlang an und meint dann so ganz gelassen. „Was redst denn do für an Schmartn. Woaht du überhaupt; wie wenig daß du arbetst?" Der „Oane" schüttelt überrascht den Kopf und der Landser erklärt:Das Jahr hat 365 Tage; davon schläfst du 8 Stunden im Tag; das gibt im Iahr 122 Tage. Täglich kommst du be-stimmt auf deine 8 Stunden Freizeit; wie jeder andere auch; sind nochmals 122 Tage; bleiben also noch 121 Tage. 52 Sonntage hast du frei; bleiben 69 Tage; am Samstag wird nur halbtags gearbeitet; sind nochmals 26 Tage; die abgehen; bleiben noch 43 Tage übrig. Täglich machst du mindestens eine Stunde Essenszeit; du brauchst also allein zum Essen im Jehr 16 Tage; außerdem bekommst du deine 14 Tage urlaub; was bleibt noch; ganze 13 Tage. Davon gibt es noch 12 besondere Feiertage und der kümmerliche Rest von deiner Zeit; die du arbeitest; ist nur noch ein Tag. Dieser Tag ist der'1. Mai und an dem hast du auch noch frei. Was jammerst denn noch?"Der „Ooane" schaut so blöd und verblüfft in die Welt hinein; rechnet nach und zieht ab und kommt auf das gleiche Resultat — Null! „Sakrament nomio; dös kann do gar net stimmn; von was wär i denn immer so müad nocha!"Diel Soldatenglück! Auf Wiederhören!Rudl St.16Herausgegeben von der Kreisleitung Erding. Druck: Buckdruckerei E. Schwank!; Erding Obb.

Urheber

NSDAP Kreisleitung Erding

Quelle

Geschichtswerkstatt Dorfen

Verleger

Erding : Lippl

Datum

03/1944

Beziehung

Typ

Zeitschrift

Identifikator

676

Sammlung

Zitat

NSDAP Kreisleitung Erding, “Aus der Heimat Nummer 49 Seite 15,” Onlinearchiv zur NS-Geschichte im Landkreis Erding, accessed 23. April 2024, https://erdinggeschichte.omeka.net/items/show/3458.

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