Aus der Heimat Nummer 13 Seite 3

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Titel

Aus der Heimat Nummer 13 Seite 3

Beschreibung

Kriegsgetraut wurde der Gefreite Mauerhofer Franz mit Ascher Magdalena; Böschlbauerntochter; von Berglern. Verstorben ist der ' Bergschneidervater Nikolaus Brand-huber von Berglern. Auch der Sellmervater Sebastian Kriegmair von Niederlern ist von uns gegangen. Seb. Kriegmair war Bürgermeister in der Zeit von 1912 bis 1920. Ebenfalls verstarb die kleine Maria Theresia Ler von Berglern. ' ' Ortsgruppe Dorfen Wenn Fhr vielleicht glaubt da draußen; daß wir daheim die großen Faschingsfeiertage unbenutzt vorübergehen las-^. sen; dann brennt Fhr Euch. Die Dorfener daheim sind um diese Zeit verrückt; was wir auch von Euch hoffen. Es ist schon ein bißl anders wie sonst und vor allem merken wir bei dieser Gelegenheit erst so richtig; daß die Weiberleute ganz stark in der Uebermacht sind; seit so viele Männer eingezogen sind. Wir haben am Unsinnigen Donnerstag den Tag der Gründung Dorfens ein wenig zu' feiern versucht. Der Schlüssel-Schorsch ist vor dem Haus herauhengestan-den und hat zwischen derber Unterlippe und rauhem Bart immer wieder seinen halb anerkennenden; halb traurigen Ton vernehmen lassen: Pft — pft — wie nur er es Kann. Er hat scheint's auf den Hemadlenzenzug gewartet. Die Hemadlenzen sind nicht gekommen; aber um zweie am Nachmittag sind plötzlich aus der ganzen Umgebung die Leute hereingeströmt und haben; auch gewartet; offenbar auf den üblichen Faschingszug. Nein; ganz ernst: wir haben-noch nicht oft einen solchen Haufen Leute zu Besuch dagehabt; in den Geschäften ist'es zugegangen wie an einem richtigen Dorfener Nachpfinsta; am Abend noch sind die Leute in den Straßen herumgelehnt > und haben grad so getan; als wäre der Faschingszug und die Redoute und das ganze Drum und Dran. Der Görz Fred! hat seine hellichte Freude haben müssen an diesem Betrieb und die Dorfener haben sich still im Herzen vorgenommen; nach dem Krieg wieder so meiterzumachen in der Faschingsgaudi; denn wenn die Leute schon von selber kommen; wird es nicht schwer sein. Wir haben aber wirklich unseren Fasching gehabt. Angegangen ist das mit einem Kameradschaftsabend im Streiblsaal. Der Saal wäre beinahe geplatzt; eine Menge junger Maderl ist wieder'nachgewachstn; aber die Mannsbilder waren zu wenig; wenngleich die graue Uniform das Feld beherrschte. Die zweite Sache stieg auch bei Streibl; es war ein Tanzabend von KdF; und der Kampf um den Mann ging weiter. KdF hat auch eine Zauberschau hergebracht. Der Noppi hat den blassen Neid bekommen vor soviel Zauberkünsten. Dann ist am Faschingssams-tag wieder ein Kameradschaftsabend gestiegen; diesmal beim Iakobmayer; und die alte Dorfener Madition hat Triumphe gefeiert. Leute waren da; Leute'— mein Gott; es ist nicht übertrieben; wenn wir sägen; sie sind wie Trauben" an der .Galerie gehängt. Und mit einem Kehraus am Dienstag hat man einen Punkt hinter alles gesetzt. Nun ist die fröhliche Zeit wieder aus; wir haben daraus das Eine gelernt; daß Fhr wieder kommen müßt; denn keine zusätzliche Blutauffrischung kann das ersetzen; was wir an kernigen Mannsbildern nicht da haben. Das nächste Mal seid Ihr wieder da; dann muß keines von den hoffnungsfrohen jungen Mädchen mehr als Mauerblümchen darauf warten; daß vielleicht ein Partner kommt. Wir haben übrigens auch Kinderzuwachs bekommen; nicht bloß aus eigener Kraft und Eurem Urlaubsungestüm; sondern sechsjährige und ältere; die sich für einige Zeit; sechzig an der Zahl; hier niedergelassen haben. Bei denen sind wir; so gern sie^uns auch mögen; ganz unten durch; denn wir s-prechen eine S-prache; die sie nur.s-chwer verstehen. Da muß so ein sechsjähriges Zwackerl bei uns in die Schule gehen und Kommt-nach dem ersten Tag heim mit der Feststellung: „In meiner ganzen Klasse sind nur zwei Deutsche". Und von dem Katecheten hat das Zwackerl in einer vollen Stunde nur das Wort „Oelherg" verstanden. Na; die Eltern werden schauen; wenn sie nach Monaten ihre Kinder wieder zurückbekommen mit den "Elementarkenntnissen des bayerischen Dialekts. „Zwoaraloa Loawitoag" ist jetzt noch französisch; aber „Knödl^; „Krampfhenna" und „Gsöichtsfleisch" sind ihnen schon Begriffe geworden. Wir haben eigene Leute; die^ etliche Monate in Berlin waren und sich mit uns nicht mehr verständigen können; aber „Gsöichtsfleisch" verstehen sie schon wieder; sie sagen schon wieder „Der Butter" und „Schweinshaxn". Unsere Sprache ist nicht leicht; aber einprägsam für den Magen. Und seit die „Krampfhenne" klassisch geworden ist; kann uns in punkto Dialekt keener mehr an den Wimpern klimpern. Im Großen und Ganzen sind wir ein bißl weit weg von der großen Welt. Unsere Zugsoerbindungen sind zwar recht dünn geworden; aber wir . kommen ans Ziel; wenn uns eine dreiteilige Kgrte zugestellt wird; die zu freier Fahrt berechtigt und uns kasernenhaffähig macht. Weil wir grad bei der Bahn sind — das Beldener Bockerl macht hie und da recht' kapriziöse Bockspxünge. Lassen die neulich in Algasing ihren Schaffner sitzen und wundern sich dann in Babing; daß niemand pfeift. Auf halber Strecke sind sie sich in den Schneewehen begegnet; das Bockerl und der Schaffner; beide schnaufend nnd schwitzend. Stitdem pfuchezt die Beldener Bahn beim Ausfahren immer: „Holt's 's wieder — holt's 'n wieder!" Nach dem Fasching ist die bedeutendste Massenansamm-lung bei. uns der häufig wiederkehrende Mehmarkt. Mehreremale war der Markt jetzt eine Minderheitsfrage; jetzt aber geht es wieder groß auf. Beim letzten Mehrn rrkt waren es 133 Äück Großvieh; die sich eingefunden haben. Wenn man sich das bei lebendem Zustand in Milch und Butter; bei totem Zustand aber in Wurst umrechnet; dann bekommt man Respekt. Was gibt's denn sonst noch? Der Oberweichenwärter Franz X. Widl; hat bei bester Gesundheit seinen 75. Geburtstag gefeiert; der Stapfner-Schuster; der alte wackere Leiber; hat den siebzigsten Geburtstag gefeiert. Wenn wir uns nicht ganz täuschen; haben wir diesen Siebzigsten bereits vor einem Jahr begangen; aber das hat wahrscheinlich der Hans so gemacht; weil er auf diese Weise zweimal das heimatliche Bier attackieren konnte. Und wir haben hinterher vier Wochen Wasser-knappheit gehabt; weil die Brauereien ihre Bestände wieder ergänzen mußten. . - Ohne Todesnachrichten geht es keinen Monat ab. In diesem Monat ist gestorben die Bäuerin Anna Scharl von Abholz; im Bürgerheim ist gestorben der Privatier Peter Neumaier; der Melker Ferdinand Reich von P^emberg ist im Alter von 41 Jahren gestorben; die Spediteurswitwe Helene Mayer ist verschieden; und aus Frankreich kommt die Nachricht; daß in Orleans der Direktor des Terosal-Theaters; Karl Mittermayer; nach kurzer Krankheit starb. Im Bürgerheim hat der Tod noch eine Lücke gerissen: Barbara Westermayer ist 79jährig gestorben.

Urheber

NSDAP Kreisleitung Erding

Quelle

Geschichtswerkstatt Dorfen

Verleger

Erding : Lippl

Datum

03/1941

Beziehung

Typ

Zeitschrift

Identifikator

170

Sammlung

Schlagwörter

Zitat

NSDAP Kreisleitung Erding, “Aus der Heimat Nummer 13 Seite 3,” Onlinearchiv zur NS-Geschichte im Landkreis Erding, accessed 29. April 2024, https://erdinggeschichte.omeka.net/items/show/2951.

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