Aus der Heimat Nummer 53/54 Seite 12

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Titel

Aus der Heimat Nummer 53/54 Seite 12

Beschreibung

Ortsgruppe WörthDas Wort „Erzeugungsschlacht“ hat. jetzt in den Erntemonaten über seinen mehr gleichnishaften Sinn hinaus beinahe wörtliche Bedeutung bekommen. Auch bei der Heuernte kann man schon recht gut von Kampferlebnis und Einsatzfreudigkeit reden; wenn sie auch bloß Schweiß; aber kein Blut kostet. Gerade heuer; wo es die „Bataillone“ des Landvolks — gleichgültig; ob „zu Fuß“ oder „motorisiert“ vorgehend — bis jetzt wenigstens mit einem besonders angriffslustigen Gegner zu tun hatten: mit einem Wetter nämlich; dessen „massierte“ Wolkenartillerie mit wahren Trommelfeuern von Gewittern und Wasserüberfällen auftrumpfte; auf daß aus den so liebevoll behandelten Qrasschwaden kein Heu; sondern höchstens ein-Heublumentee werden sollte. Kein Wunder; daß unter so schwierigen Umständen das Heimholen fast mehr ein Heimstehlen wurde. Aber es kamen und kommen auch wieder sonnenheiße Tage dazwischen — und allem Wetter zum Trotz: es gelingt; getreu dem Wahlspruch des Steinklopfer-Hannes: „Wenn’s leicht gang; kunnt’s jeder Depp!“Und weil jetzt die Heuernte eben den ganzen Lebenskreis der Dorfheimat ausfüllt; tritt natürlich das politische Leben mehr in den Hintergrund. Womit nicht gesagt sein soll; daß das Kriegsgeschehen weniger eifrig verfolg wird als zu geruhsameren Zeiten. Rückschläge an den Fronten werden zwar nicht gleichgültig; aber ähnlich gefaßt und mit vertrauensvoller Geduld hingenommen; wie die widrigen Naturgewalten bei der Heuernte: auch für den Krieg lassen wir das obige Motto in seinem letzten Endes doch gläubigen Sinne gelten!Geburten und Hochzeiten: Fehlanzeige. — Gestorben sind: Schuller Roman; Hörlkofen; 1 41/2 Jahre alt; nach langjährigem; schwerem Leiden. Walburga Huber; Esch-baumerin von Wifling; 74 Jahre alt. Sie hat fünf Kindern das Leben gegeben; zwei Söhne sind Kriegsteilnehmer. Vitus Hasler; Schmiedvater von Breitötting; im Alter von 82 Jahren; und Sylvester Schwimmer; Hörlkofen; im 83. Lebensjahr.Rudis lustiger Feldpostbrief aus der HeimatLiebe Kameraden!Die Hundstage machen uns heuer gar nicht viel zu schaffen; aber die Himmelhunde; die uns täglich unser Stammgericht verpatzen und die der Teifi ruhig lotweis holen könnte; die könnten einem schon heiß machen; wenns im Keller drunt net so kühl wäre. Und weil ich nun vom „Hundertjährigen“ erfahren habe; daß der Sommer nicht allzu viel Hitzen mehr bringen würde und die eigene Wärmefabrikation auch nicht mehr so auf der Höhe ist; habe ich mich entschlossen; mit Erlaubnisschein des Wirtschaftsamtes einen Winteranzug bauen zu lassen; bei der neuen Firma „Holz- und Waldmann“ am Birkenweg. Ihr werdet diesen Großbetrieb wohl noch nicht kennen; ich war auch nicht dort; weil der Lehrling zum Maßnehmen mit Hammer; Beißzange und Hobel zu mir ins Haus kam. Ich hab die Geschichte lang net verstanden; was er da gemeint hat von Festmeter; Klaftern und Sters; als aber dann die Rechnung kommen ist; da ging mir ein „Blosbalgen“ auf. Man höre und staune; was die Firma mir für den neuen Winterübergangsanzug angercehnet hat:Einen Anzug nach Maß gemacht aus erstklassigem Werkstoff 60.— Mk.; 10 Taschen eingesägi je 30 Pfg.; Figur gehobelt 9.— Mk.; 38 Knöpfe angenagelt 1.90 Mk.; 22 Knopflöcher gebohrt und gefräst 5.50 Mk.; Bügelfalten und Umschläge geleimt 2.— Mk.; 2 Revers gedrechselt und mit Scharnieren anmontiert 2.— Mk.; einen Schlitz gestemmt 1.50 Mk.; 1 Astloch verschmiert 1.10 Mk.; verwendetes Sperrholz für Futter 10.— Mk. und dazu 5 °/o Aufforstungszuschlag; nebst einer Versicherungsprämie gegen Holzwurm; das alles machte zusammen 110.40 Mk. Unbedingt preiswert; zumal bei Austrieb von Blättern im nächsten Frühjahr diese als Flicken verwendet werden können. Nun fehlt nur noch; daß das Kleidungsstück auch zu blühen beginnt und Früchte trägt; sogen. „Butzenkiels“; dann könnt ich gleichzeitig meine Stube noch mitheizen und hätte einen doppelten Wärmespender. Auf Wasserdichte und Bombensicherheit muß ich den neuen Anzug erst noch untersuchen.Weil wir übrigens da gerade von Bombensicherheit reden. Dem H. Karl von hintdraußen ist sein Urlaub ab-gelaufen und er geht gepackt und geschniegelt an dieSoldatenpost: Gefr. Ritt Thomas von Wörth wurde mit dem Kriegsverdienstkreuz 2. Kl. ausgezeichnet; Stabsgefr. Rott Martin mit dem Kraftfahr-Bewährungsabzeichen in Silber. Beiden Kameraden die herzlichsten Glückwünsche! — Niedermai esr (Danner) Josef; dem nach schwerer Verwundung im Osten durch Splitter bedauerlicherweise ein Bein amputiert werden mußte; wünschen wir gute Besserung und recht baldige Genesung.Vielleicht habt Ihrs gespannt; vielleicht auch nicht -— nämlich; daß wir Euch diesmal etwas „bemogeln“ wollten; nein; bemogelt haben. Die Juli-Nummer unserer Heimatzeitung ist nämlich in den Monat August hineingeflossen und hat sich zu einer Ausgabe vereinigt. Das war aber bestimmt nicht unsere gewollte Absicht. Der Not gehorchend Unser Setzer ist unter die Soldaten gegangen und das Ersatzsuchen war sehr schwer. Dazu kamen noch allerhand andere Schwierigkeiten; verursacht durch die Luftbanditen der Anglo-Amerikaner; und so kommt es denn; daß wir zwei Nummern in einer herausbringen; dafür aber in doppelter Stärke; als dies eigentlich papiermäßig erlaubt wäre. Mag sein; daß der oder jener Bericht aus der Heimat diesmal etwas telegrammstil-mäßig geworden ist; dafür hat er aber reichlicheren Inhalt durch die Sammlung; über acht Wochen hin.Auf alle Fälle möchten wir jede Schwierigkeit überwinden; um Euch weiterhin regelmäßig die Berichte aus der Heimat übersenden zu können. Jeder Heimatberichter ist stolz darauf; daß er das tun kann; und sie senden Euch; beauftragt von allen Volksgenossen unseres Heimatkreises; die herzlichsten Grüße; verbunden mit dem sehnlichsten Wunsch; daß all das; was wir monatlich berichten müssen; nun bald mündlich geschehen kann nach einer siegreichen Heimkehr.Bahn. Unterwegs begegnet ihm der Franzl; sein ganz besonderer Spezi; und fragt erstaunt: „ Wo aus denn; Karl?“ Der Karl hat’s eilig und meint im Vorbeigehen: „Raus an d’ Ostfront muaö i wieda!“ Der Franzl aber ruft ihm ganz empört nach: „Feigling — traust di du a scho nimma in da Hoamat z’bleiben . . . Ja; ja; es ist schon so; der Krieg bringt auch die paradoxesten Angelegenheiten auf eine mögliche Form.Noch eines; die Heimat bleibt auf der Stange. Bei unserer letzten Zusammenkunft ertönte zum Schluß hell und klar ein vierstimmiger Männerchor aus mehrstimmigen Kehlen und schon stand es fest; daß daraus eine Oesangsgruppe werden müßte. Als tonangebender Leiter wurde Kamerad Biber vom Vermessungsamt; als alter Führer der früheren Sängerzunft München einstimmig bestimmt. Mit dem Proben wird demnächst begonnen und als erstes Repertoire steht zum Vorschlag: „Was kommt dort von der Höh’“; „Alle Vöglein sind schon da . . und „Wir werden ihn schon kriegen . . .“Und nun; was ist’s mit der Anteilnahme am „Lustigen Briefschreiben“? Ich habe das letztemal groß gefaselt über Eure Mitarbeit; und nun sitze ich da und beiße in den Bleistift arschlings hinein; weil die Anteilnahme ausgeblieben ist. Es freut mich wohl; wenn mir da ein Muatterl einmal im Vorbeigehen sagt; daß der Bua gschrieben hat;; daß ihm mein Brief ein Lächeln abgerungen hab; oder eine Grazie will für den „Vetter“ draußen ein paar lustige Vorträge zu einem Soldatenabend. Aber weil sie beim „Vetter" weiter hinunter /rot wird; als man das äußerlich sieht; gspann i gleich; .daß der Vetter der Schatz ist. Also nicht indirekte; sondern mehr direkte Verbindung möcht ich mit Euch. Kurze Wiedergabe von herzerfrischenden Erlebnissen. Braucht gar nicht form- und stilgerecht sein; ich klaub mir die Sachen schon zusammen. Hauptsache ist; wenn ich was erfahre. Also; gebt Eurem Herzen einen Stoß; nehmt den Bleistift zur Hand und schreibt mir einen zünftigen Feldpostantwortbrief. Sonst höre ich das Wuiseln nicht auf; daß Ihr’s wißt!Für heute aber nach Ost und West; nach Süd und Nord herzliche sommerliche Grüße!Euer Rudi St.Herausgegeben: Kreisleitung ber NSDAP Erbing (Dbb.)12

Urheber

NSDAP Kreisleitung Erding

Quelle

Geschichtswerkstatt Dorfen

Verleger

Erding : Lippl

Datum

07/1944

Beziehung

Typ

Zeitschrift

Identifikator

732

Sammlung

Schlagwörter

Zitat

NSDAP Kreisleitung Erding, “Aus der Heimat Nummer 53/54 Seite 12,” Onlinearchiv zur NS-Geschichte im Landkreis Erding, accessed 28. April 2024, https://erdinggeschichte.omeka.net/items/show/3514.

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