Aus der Heimat Nummer 56 Seite 10

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Titel

Aus der Heimat Nummer 56 Seite 10

Beschreibung

Ortsgruppe WörthDas Erntewetter war so herrlich; daß den Landleuten das Herz im Leibe lachte: Tag für Tag ein wolkenloser Himmel und goldener Glanz auf den Fluren. Das Brot fürs kommende Jahr ist gesichert. Auch das Grummet ist gut eingebracht und die Kartoffelernte schreitet rüstig vorwärts. Allenthalben sieht man schon wieder die feuchtglänzenden dunklen Schollen der umgepflügten Äcker; denn die Arbeit ums Brot geht weiter Hand in Hand mit dem Lebe. ; — nicht anders wie der ewige Kreislauf der Gestirne; der in frühen klaren Herbstnächten unseren Blick aus Alltagstiefen in seine endlosen; reinen Höhen zwingt. Alles-in allem: auch die Dorfheimat tut; was sie kann. Und weil die Ernte auf Acker und Flut ihr Schlachtfeld ist; auf dem sie alle Kräfte und jede Stunde voll einzusetzen hat; ist jetzt bei uns — von einigen Besprechungen der Politischen Leiter abgesehen — keine günstige Gelegenheit zu Veranstaltungen.Geboren wurde bei Kaspar und Zenta I r 1 von Hörlkofen; ein Töchterchen. — Heiraten Fehlanzeige. — Gestorben sind Josef Dorer von Breitötting; 76 Jahre alt; GeorgM a y r o t h (Holzschuster) in Wifling; 70 Jahre altj Emma Schatzhuber von Hörlkofen (Erl Toni) im Alter von 4 Jahren.Ein kleines Frage- und Antwortspiel aus unserer Gemeindekanzlei möchte ich Euch nicht vorenthalten. Es handelte sich um die Schweinezählung; also eine recht wichtige Angelegenheit für Schweiriebesitzer und;erst recht -Nichtbesitzer. Ein ganz Schlauer wird da gefragt; wieviel Schweine er hat. „Zwoa"; sagt er mit treuherzigem Augenaufschlag. Es wird ihm mahnend vorgestellt; daß amtlicherseits das Dasein einer Lous in seinem Stall hinlänglich bekannt sei. „A so; jessas na; freili; de Lous hätt i jetz bald vogessn." — Die Behörde fragt weiter: ;;Is de Lous tragat oder laar?" — „Na; des net." — „Was nacha?" „Acht Faggä hats." Der Bauernführer wird zornig: „Kruzitürken; san d'Faggä leicht koane Säu net; ha; du Spitz-bua?" — Der andere meint unschuldsvoll: „I hab ma denkt; des san halt Faggän und müassen erst Säu wern!"Befördert wurden zu Stabsgefreiten vor längerer Zeit Eschbaumer Hans und Herzog Peter; beide von Kirchötting.Rudis luftiger Feldpoftbrief aus der HeimatUm d' Kirta rum anno 1944.LiebeKameraden!„Humor ist; wenn man trotzdem schreibt!" So flüstert mir der Zeitungsmacher durchs Telefon ins Ohr; und daß es zwei Minuten vor Redaktionsschluß wäre und daß; wenn ich nun nicht alsobald den Bleistift in die Hand nähme; mein Feldpostbrief nicht mehr mitkommen täte. So er — der Zeitungsschreiber — und ich sagte mir- „Humor ist; wenn man trotzdem schreibt; wenn es auch zur Kirta keine Gans nicht gegeben hat und wenn Kirtanudeln nie altbacken -werden können; weil sie noch gar nicht neubacken sind. Das mit der Gans ist so eine Geschichte. Ich habe einmal in einem „Öffentlichen Briefkasten"; ich glaube es war in der schönen Zeitschrift „Das Immergrün" oder im „Schwälbchen" angefragt; wie man zu einer Kirtagans kommen könnte. Die Antwort kam prompt: „Fang sie mit dem Lasso!" Heute müßte ich. •weiterfragen: „Wie fangt man eine Kirtagans mit dem Lasso; wenn man kein Lasso nicht hat dazu?" Aber die schönen BIattl vom „Schwälb-chen" und voni „Immergrün" erscheinen ja gar nicht mehr; der „Erdinger Anzeiger" hat seinen Briefkasten geschlossen und. die „Gartenlaube" ist auch zu. So stand ich mit meiner unbeantworteten Frage vor der leeren Bratreinen und „keine Gans kam nicht geflogen".Darum gab es denn; ein vollständig gänseloses Kirta-essen und am Kirta-Montag eine greuliche Magenverstimmung von dem Limburger mit Freilauf; den ich mir alter Tradition wegen als Katerfrühstück anfahren ließ; obwohl ich von einem „Kater“ am Montag keine Ahnung mehr habe; nachdem das Stiftungsbier restlos geistlos und infolgedessen schadlos geworden ist. Aber das macht uns alles nichts und ich bleibe bei meinem Grundsatz: Humor ist; wenn man trotzdem schreibt."Ja; und damit sollte ich nun eigentlich mit dem Schreiben anfangen; denn ich glaube; es ist inzwischen zehn Minuten nach Redaktionsschluß geworden. Wenn ^ch schließlich alle die Briefe beantworten müßte; die Ihr; liebe Kameraden; mir in meinen neuen „Briefkasten" werfet; dann brauchte ich im Grunde genommen gar nicht schreiben; ich könnte mich dann genau so der Schreibfaulheit widmen; wie Ihr das in aller Seelenruhe tut. Ich habe mich deshalb auch entschlossen; meinen Briefkasten diesmal nicht zu entleeren. Sollte er bis zum nächsten Male überlaufen; dann gebe ich eben eine Sonderbriefkastennummer heraus und Ihr könnt dann darin Eure Antworten haufenweise zusam-mensuchen.In unserem Kino gibt es nun keine gedruckten Vorankündigungen mehr und die Bilder von der Asta Nielsenund der Henny Porten hängen auch nicht mehr im Schaukasten am Weißbräuhaus. Da wird nur mehr auf einem weißen Karton in Handmalerei angegeben; was gespielt wird. Beim Film der letzten Woche war zu lesen: „Der Mann mit Grundsätzen — über.14 Jahre." Ale ob es unter 14 Jahre keine Männer mit Grundsätzen mehr gäbe!Ich habe mich übrigens entschlossen; am nächsten Sonntag einmal mit der neuen Moosbahn ins Blaue oder Graue zu fahren; obwohl ich meine Lebensversicherung noch nicht abgeschlossen habe; nicht wegen der Bahn; sondern wegen der Gegend. Ich war schon seit Jahrzehnten nicht mehr im Moos draußen und weiß nun nicht; gilt das von Dr. Henkel in seiner Gewissenskunde Gesagte auch heute noch; wo er doch einmal im vorigen Jahrhundert behauptete: „Niemals soll man denen trauen; die im. Moose Hütten bauen." Man könnte doch das gleiche wie von den Hütten auch von den Bahnen sagen. Uber das Moosbahnerl hat sich unser Kammerervater von Wartenberg mächtig geärgert; weil nämlich der Bahnhof neben das Geleis zu liegen kommen mußte; indem daß Geleise und Bahnhof zu-sammengehören; nun ist aber das Geleise über den Wassern und diese Wasser hat er doch extra seinerzeit um Wartenberg herumgeleitet; damit die wässerige Feuchtigkeit nicht zu nahe an die Brauerei käme oder so ähnlich. Ich -weiß das nicht mehr so genau; das ist schon so lange her. Jedenfalls läßt sich dieser Schönheitsfehler nach dem Krieg leicht ändern; indem man einfach vom Bahnhof Wartenberg bis zum Reiterbräu eine Trambahn laufen läßt. Eine praktische Einrichtung ist das Moosbahnerl für die Milchwirtschaft. Bis die Mili in d’ Stadt eina kommt; ist s’ Butter worn; und bis Buttamili wieda raus kommt zu de Bauern; wiids an Topfen. Da aber das Zentrifugen im allgemeinen abgeschafft ist; soll auch diese Art von selbsttätigem Arbeitsgang wieder aufgehoben werden; indem man den Miliwagen als letzten anhängt; damit er nicht -zu nahe auf die heiße Lokomotive hin kommt.Nun muß ich aber von diesem Thema abweichen; sonst muß ich doch noch meine Lebensversicherung bezahlen; bevor ich am nächsten Samstag mit dem Moosbahneri hinausfahre. Ich mache Überhaupts jetzt Schluß; weil mir sonst der Zeitungsmacher tatsächlich meinen Brief nicht mehr mitnimmt. Wir sind und bleiben die Alten; Ihr wie Wir; und schreiben dan ma uns uns .... weil wir alle zusammengehören; und solltet Ihr noch so -weit im Süden; im Norden; im Osten oder im Westen stehen. Weit ist der Weg ins Heimatland zu Fuß; aber im Herzen sind wir uns allezeit nahe. Und so grüße ich Euch bis zum nächsten MaleEuer Rudi St.Herausgegeben: Kreisleitung der NSDAP ERDING.

Urheber

NSDAP Kreisleitung Erding

Quelle

Geschichtswerkstatt Dorfen

Verleger

Erding : Lippl

Datum

10/1944

Beziehung

Typ

Zeitschrift

Identifikator

754

Sammlung

Schlagwörter

Zitat

NSDAP Kreisleitung Erding, “Aus der Heimat Nummer 56 Seite 10,” Onlinearchiv zur NS-Geschichte im Landkreis Erding, accessed 26. April 2024, https://erdinggeschichte.omeka.net/items/show/3536.

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