Aus der Heimat Nummer 9 Seite 3

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Titel

Aus der Heimat Nummer 9 Seite 3

Beschreibung

die hergebrachten Feiertage nach Kräften hoch und haben darum auch am Kirta nach gutem Brauch und schöner Vätersitte gefeiert; was mancher Gans das Leben gekostet und in die Fleischmarken unheilbare Lücken gerissen hat. Aber jetzt sind die Erdäpfel zum größten Teil aus dem Boden; da können wir uns an denen schadlos halten. Die Erdäpfel — um davon zu reden — sind gut gera-ten und gut herausgekommen. Urahne; Großmutter; Mut-ter und Kind; zum Kartoffelklauben gegangen sind; denn man hat die paar guten Herbsttage ausnützen wollen und hat sie ausgenützt; damit hereinkam; was draußen ge-wachsen war. Und jetzt haben wir den Herbst; was wir auch von Euch hoffen. Bei Euch draußen im Westen geht die Sonne später auf als bei uns; aber mit der Hilfe Gottes und der Sommer-Winters-Zeit werdet Ihr es auch bei halb-südfranzösischen klimatischen Verhältnissen allmählich herausbringen; daß die Tage weder länger noch wärmer werden. Infolgedessen freuen wir uns bereits heute auf Weihnachten; nachdem der Herbst zwischen Gallimarkt und Weihnachten bei Kindem wie bei Erwachsenen nur tzcn einen Sinn hat; daß man wartet; bis er vergeht; um dem Christkind! wie dem Werhnachtsurlaub Tür und Tor zu öffnen. Was uns daheim anbelangt; so freuen wir uns sehr auf Euch alle. Inzwischen raufen wir uns mit Euch durch die Zeit. Die Fußballer haben sich mit Isen neu-lich abgeraust (hier sagt man „gedämpft") und sind sind erfolgreich 4:1 geschlagen worden. Der Ostermeyer Franzi als Reichs-Trainer hat sich alle Mühe gegeben und ist vom Reichsmarschall eigens dafür beurlaubt worden; aber Dorfen hat Schläge bezogen. Unsere liebessehnsüchtigen Iünglinge (?) freuen sich schon sehr darauf; daß im Osten von Dorfen das Arbeitsdienst-lager bald fertig wird. 3m Augenblick herrscht zwar etwas Ruhe; weil erst die Rekrutinnen in die Grundsätze ein-geführt werden müssen; ehe man sie einsetzt in einem Lager; aber wir alle hoffen; auf baldigen Einzug; wenngleich wir der Ansicht beipflichten; daß die werten Iüng-linge höchstens mit langen Zähnen wieder abziehen werden; wenn sie dort das Kammerfensterln probieren sollten. Der Kino; den man anderswo „das" Kino nennt; wird in etlichen Wochen fertig werden. Die Eröffnungsfeier wird mit erheblichem Aufwand an Volksbelustigungen verbunden sein. Arbeitsdienstlager und Kino schließen hoffentlich in-fofem eine Arbeitsgemeinschaft; als die Maiden zur Be-lebung des finsteren Bildes im Kino; wenigstens an den Sonntagnachmittagen; herkommen und mit den ortsansässigen jungen Henen sich in Diskussionen einlassen über die Kunst des Films und die Länge eines Leinwandkusses im Vergleich zu den landesüblichen bayerischen Längenmaßen. Die französische Zuwanderung aus dem Fremdenver-kehrsbüro Stalag u. Co. in Moosburg hält auch weiterhin an. Hausmehring hat neuerdings wieder Gefangene bekom-men; bei Straffer; bei Platschke und in der Alten Post find die Gefangenen untergebracht. In der Alten Post wird wohl eine Stützungsaktion zu empfehlen sein; damit die Gefangenen nicht eines Nachts glauben; sie wären in einem stuka-bombardierten Bunker eben unter Trümmern begraben worden. Man kann ja nie wissen. Im übrigen ist uns das Leben wichtiger als alles. Es wird wieder aus Heiraten gedacht; nachdem die Standes-beamten im Sommer allmählich in die Krisenfürsorge hät-ten abwandern müssen. Es wollen! jetzt doch wieder etliche Leute heiraten: der Nieter Franz Bayer von Haunstetten bei Augsburg und die Hausangestellte Therese Bachmayer von Dorfen; die jeder Dorfener vielleicht besser kennt unter dem Namen Kirmerzillimarie-Resi. Der Maurer Martin Kremser von Dorfen; früher in Norlaching und die Köchin Franziska Ertl; geb. Kammhuber; von Dorfen; früher in Taufkirchen; heiraten ebenfalls. Den Sprung in die Ehe haben hinter sich gebracht auf dem Expreßweg der Wachtmeister Georg Eder und Frl. Mathilde Sicher; Gastwirtstochter von Unterhausmehring. Die Dorfener Neuesten Nachrichten teilen ferner mit; daß der Buchdruckereibesitzer Norbert Präbst sich verheiratet hat mit Frl. Maria Litzlbeck. Eri hat's geschafft. Nach kurzem Besinnen; jung und forsch wie er schon ist; hat er seine Ehegefährtin erwählt; man sieht ihn feitdem nie mehr allein; und wenn er nun über die Isenbrücke in feiner gentleman-liken; leicht saloppen Art heimwärts schlendert; strahlt er-übers ganze Gesicht; weil daheim nun schon geheizt ist; wenn er den Herzoggraben betritt. Was diese jungen Leute eben begonnen haben; das haben andere schon ein halbes Iahrhundert hinter sich. Oekono-mierat Georg Streibl hat mit seiner Gattin Rosina das Fest der goldenen Hochzeit gefeiert; und es gab Gratulanten in großer Zahl für das Iubelpaar. Die Silberspange auf den Ehering hat bekommen der Brauereibuchhalter Georg Schlüßel mit seiner Gattin Fanny und der Ober-forstinspektor Rudolf Egenberger mit seiner Gattin Maria. Bor fünfundzwanzig Iahren brannte auch das Flämmle des Krieges; und wir dürfen die beiden letzteren Paare wohl als kriegsgetraut feiern aus Anlaß der Kriegs-Silber-hochzeit. Die Steinmutter von Vocking; Frau Therese Mooshofer; has ihren achtzigsten Geburtstag gefeiert; ebenso der vor-malige Gärtner Nikolaus Schwarz. Gestorben ist im Alter von 24 Iahren die Frau des hiesigen Bahnmeisters Edith Loipfinger. Und weiter müs-sen wir berichten; daß Herr Wilhelm Knoche gestorben ist. Damit die Welt aber ihre Ordnung behalte; hat die Frau des Hilfsarbeiters Eckl Zwillinge geboren. Schnell nun noch ein paar Sachen von Front zu Front: der Uffz. Franz Schmederer ist zum Feldwebel befördert worden. Wir gratulieren; Herr Feld! Der Gefr. Georg Rosenberger; Bauerssohn von Iaibing; ist mit dem EK. 2 ausgezeichnet worden. Wir gratulieren ihm herzlichst; und ebenso können wir zum EK. 2 gratulieren dem Dorfener Iosef Hübler. Aber Ihr dürft uns ja nie hereinschreiben; wenn jemand befördert oder ausgezeichnet worden ist; sonst könnten es andere auch erfahren. Kinder; schreibt uns doch; was es zu berichten gibt! Hat einer zehn Tag Geschärften bekommen; bekommen; so darf er das ruhig für sich behalten; aber das Rühmenswerte sollen doch alle erfahren. Mr haben in Dorfen einmal einen Mann gehabt; der sich im Sport verschiedentlich ausgezeichnet hat. Und dieser gute Mann scheute weder Kosten und Mühen; uns in jedem Fall eines Erfolges schnell und eingehend zu benachrichtigen. Der Mann hat das Richtige gehabt. Macht Ihr es ebenso! Seid nicht so sinnlos bescheiden; denn schließlich wollen ja auch wir auf Euch stolz sein; wenn Jhr schon aus Bescheidenheit alles verschweigen wollt.

Urheber

NSDAP Kreisleitung Erding

Quelle

Geschichtswerkstatt Dorfen

Verleger

Erding : Lippl

Datum

11/1940

Beziehung

Typ

Zeitschrift

Identifikator

108

Sammlung

Zitat

NSDAP Kreisleitung Erding, “Aus der Heimat Nummer 9 Seite 3,” Onlinearchiv zur NS-Geschichte im Landkreis Erding, accessed 25. April 2024, https://erdinggeschichte.omeka.net/items/show/2889.

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