Brief aus Wambach nach Otterskirchen
Titel
Brief aus Wambach nach Otterskirchen
Beschreibung
Der Feldpostbrief ging vom „Arb. Kdo. / Wambach / Post Taufkirchen/Vils / Pfarrhaus N° 1.“ zu Resi Brinninger nach Otterskirchen. Der Autor beschreibt eindrücklich, in einem "humoristischen" Tonfall kaschiert, die alltägliche Gewalt gegen Kriegsgefangenen vor Ort.
Laut den Unterlagen aus den Arolsen Archives sollen zwischen August 1940 und Mai 1945 30 französische Kriegsgefangene im Arbeitskommando Nr. 1817 aus dem Stalag Moosburg tätig gewesen sein. Der Text lautet:
Liebe Resi!
Scheinbar bin ich glatt in Vergessenheit geraten, denn ich habe bis jetzt vergeblich auf Antwort gewartet. Hätte mich doch interessiert ob mit Pauli etwas zusammengegangen ist. Wie geht es Euch den überhaupt, mit Urlaub hat sich bis jetzt noch nichts gerührt sonst hätte ich das Nannerl überfallen. Jetzt habe ich ein Gesuch in die Komp[anie] hineinschliddern lassen, das wäre wert gewesen, daß Ihr es hättet lesen können. Schade nur, daß ich nicht Gedanken lesen kann, habe mir damit bei meinem Hauptmann ein Denkmal gesetzt, wird zu dem Ergebnis gekommen sein, daß dieser Zigeuner immer abgebrühter wird u. hätte damit nicht einmal so unrecht. Meine staubigen Brüder [unzuverlässige, nicht vertrauenswürdige Menschen] gehen jetzt wie am Schnürl, konnte erst kurz einen eigenen O.K.W [Oberkommando der Wehrmacht] Bericht herausgeben „Feindlicher Widerstand in 2 Tagen restlos gebrochen“. Zur Erzielung einer frischeren Augenfarbe habe ich sie einige Tage Wasser saufen lassen, bei Schluckbeschwerden habe ich mit dem Gewehrkolben nachgeholfen. Da sieht man es wieder welche Wunder so eine Kneippkur vollbringen kann. Aber eine erstklassige Sensation kann ich Ihnen trotzdem melden, stellen Sie sich vor, mit meinem Pulverbergwerk reiche ich schon bereits seit dem März, habe schon öfter in den Spiegel geschaut, ob ich es noch tatsächlich bin. Sende Ihnen nun den Rest des Guthabens, geht jetzt schmerzlos u. ohne Wimpernzucken. Bedanke mich nochmal extra für Ihr Entgegenkommen. Von dem hiesigen Weltstadtbetrieb kann ich leider nichts berichten, denn dazu fehlen mir die Worte u. die gehen mir im allgemeinen so leicht nicht aus.
Herzliche Grüße sendet Ihnen u. der ganzen Familie Ihr Fuchs Jos.
Laut den Unterlagen aus den Arolsen Archives sollen zwischen August 1940 und Mai 1945 30 französische Kriegsgefangene im Arbeitskommando Nr. 1817 aus dem Stalag Moosburg tätig gewesen sein. Der Text lautet:
Liebe Resi!
Scheinbar bin ich glatt in Vergessenheit geraten, denn ich habe bis jetzt vergeblich auf Antwort gewartet. Hätte mich doch interessiert ob mit Pauli etwas zusammengegangen ist. Wie geht es Euch den überhaupt, mit Urlaub hat sich bis jetzt noch nichts gerührt sonst hätte ich das Nannerl überfallen. Jetzt habe ich ein Gesuch in die Komp[anie] hineinschliddern lassen, das wäre wert gewesen, daß Ihr es hättet lesen können. Schade nur, daß ich nicht Gedanken lesen kann, habe mir damit bei meinem Hauptmann ein Denkmal gesetzt, wird zu dem Ergebnis gekommen sein, daß dieser Zigeuner immer abgebrühter wird u. hätte damit nicht einmal so unrecht. Meine staubigen Brüder [unzuverlässige, nicht vertrauenswürdige Menschen] gehen jetzt wie am Schnürl, konnte erst kurz einen eigenen O.K.W [Oberkommando der Wehrmacht] Bericht herausgeben „Feindlicher Widerstand in 2 Tagen restlos gebrochen“. Zur Erzielung einer frischeren Augenfarbe habe ich sie einige Tage Wasser saufen lassen, bei Schluckbeschwerden habe ich mit dem Gewehrkolben nachgeholfen. Da sieht man es wieder welche Wunder so eine Kneippkur vollbringen kann. Aber eine erstklassige Sensation kann ich Ihnen trotzdem melden, stellen Sie sich vor, mit meinem Pulverbergwerk reiche ich schon bereits seit dem März, habe schon öfter in den Spiegel geschaut, ob ich es noch tatsächlich bin. Sende Ihnen nun den Rest des Guthabens, geht jetzt schmerzlos u. ohne Wimpernzucken. Bedanke mich nochmal extra für Ihr Entgegenkommen. Von dem hiesigen Weltstadtbetrieb kann ich leider nichts berichten, denn dazu fehlen mir die Worte u. die gehen mir im allgemeinen so leicht nicht aus.
Herzliche Grüße sendet Ihnen u. der ganzen Familie Ihr Fuchs Jos.
Quelle
Dietmar Schmitz
Datum
06/1941
Typ
Brief
Identifikator
780
Sammlung
Zitat
“Brief aus Wambach nach Otterskirchen,” Onlinearchiv zur NS-Geschichte im Landkreis Erding, accessed 8. Oktober 2024, https://erdinggeschichte.omeka.net/items/show/3562.
Geolokation
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